News Regio Basiliensis

28.06.2023

Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VI

Der Verein Regio Basiliensis feiert in diesem Jahr sein 60. Jubiläum – ein guter Grund, um mit Ihnen auf die wichtigsten Meilensteine der Oberrheinkooperation der letzten 60 Jahre zurückzublicken. Sie setzen Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein, reflektieren ihre Bedeutung für die Gegenwart und zeigen, dass die Regio-Idee auch noch heute ausgesprochen lebendig ist. Der sechste Beitrag widmet sich der einzigen trinationalen Anlaufstelle zur grenzüberschreitenden Alltagsfragen – der INFOBEST PALMRAIN.

Kompetente Beratung für Bürgerinnen und Bürger im Dreiland

Seit nunmehr 30 Jahren informiert und berät die INFOBEST PALMRAIN kostenfrei und niederschwellig Bürgerinnen und Bürger, Verwaltungen, Unternehmen, Vereine und Politikerinnen und Politiker in allen grenzüberschreitenden Fragen zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Die 1993 gegründete und bis heute einzige trinationale deutsch-französisch-schweizerische Beratungsstelle hat ihren Sitz in einem ehemaligen französischen Zollgebäude in Village-Neuf (F), im Dreiländereck.

2023 feiert die INFOBEST PALMRAIN ihr 30-jähriges Bestehen und feierte dies im April zusammen mit Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

Wachsende Nachfrage seit den Anfängen

Waren es 1994 jährlich noch rund 2’000 Anfragen verdoppelte sich die Zahl ab 2000 im Schnitt auf jährlich 4’000 pro Jahr. 2021 waren es sogar rund 5’500 Anfragen. Hierbei werden fast alle Bereiche des grenzüberschreitenden Alltags abgedeckt. So berät das trinational besetzte Team zu den Themen Arbeitsrecht, Krankenversicherung, Rente, Steuern, Familienleistungen, Umzug und zu vielem mehr.

INFOBEST ist ein Netzwerk aus vier Beratungsstellen, die über den gesamten Oberrheinraum verteilt sind: INFOBEST PAMINA, INFOBEST Kehl/Strasbourg und INFOBEST Vogelgrun/Breisach. Die INFOBEST PALMRAIN berät und informiert dabei als einzige trinational.

Um Synergieeffekte zu schaffen, zog später auch der Trinationale Eurodistrict Basel (TEB) in das alte Zollgebäude an der Palmrainbrücke ein. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich zum grenzüberschreitenden Kompetenzzentrum, dem «Maison TRIRHENA Palmrain».

Regio Basiliensis als Ideengeber und Geburtshelfer

Die Einrichtung einer trinationalen Beratungsstelle am südlichen Oberrhein geht auf eine Initiative der Regio Basiliensis Anfang der 1990er Jahre zurück. Dabei liess sie sich vom Modell in Lauterbourg inspirieren, wo 1991 eine deutsch-französische Beratungsstelle für grenzüberschreitende Fragen in einem alten Zollhaus eingerichtet worden war. Eine ähnliche Einrichtung im Dreiländereck könne Synergien zur Rego Basiliensis schaffen, so die Idee, und die grenzüberschreitende Beratung so ausgebaut werden. Der Verein übernahm die Federführung bei diesem «Euro-Projekt». Am 1. Juli 1993 wurde die INFOrmations und BEratungsSTelle mit dem Kürzel «INFOBEST», am Standort Palmrain eröffnet.

Bis 1998 hatte die Regio Basiliensis die Projektleitung inne und bis heute führt sie die Kasse. Sie koordiniert die Interessen der Kantone in der Projektgruppe und dem Aufsichtsgremium der INFOBEST und ist Anstellungsko?rperschaft für den Schweizer Mitarbeiter.
Nicht weniger als vier spätere Regio-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter entdeckten ihre Begeisterung für eine grenzüberschreitende Tätigkeit bei der INFOBEST: der ehemalige Geschäftsführer Botschafter Dr. Eric Jakob und der heutige Geschäftsführer, Dr. Manuel Friesecke, sowie Véronique Bittner-Priez, bis 2014 verantwortlich für die Förderprogramme, sowie Dr. Maria Lezzi, ehemalige stellvertretende Geschäftsführerin.

Verlässlicher Ansprechpartner in Krisenzeiten

Mit der Wiedereinführung von Grenzkontrollen im März 2020 zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz sahen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Dreilands im Zeitalter der Personenfreizügigkeit über Nacht und ohne Vorwarnung plötzlich mit Fragen konfrontiert, die sie nicht mehr für möglich gehalten hätten. Informationen gab es zunächst kaum. In der ersten Welle der Coronapandemie hatten nationale Regierungen nur für ihr eigenes Territorium Massnahmen ergriffen und dabei die Auswirkungen auf den Lebensalltag der Menschen in den Grenzräumen nicht bedacht. Gerade in dieser Situation bot INFOBEST PALMRAIN Bürgerinnen und Bürgern einen Anlaufpunkt.

Unter der Federführung von INFOBEST PALMRAIN gelang es in Abstimmung mit den anderen drei INFOBESTen in nicht einmal 72 Stunden die ersten Hinweise etwa zu «Einreisbeschränkungen» und «Quarantäneregelungen» der drei Länder online zur Verfügung zu stellen – Informationen, die woanders nicht zu finden waren. Darüber hinaus entwickelte die INFOBEST PALMRAIN gemeinsam mit anderen europäischen Partnern 2021 ein einzigartiges Instrument der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: ein kostenloses, zweisprachiges Corona-Einreisetool. In nur 30 Sekunden und nach wenigen Klicks erhält man alle notwendigen Antworten zum Grenzu?bertritt. Bereits während der ersten beiden Monate wurde es 105’000 Mal aufgerufen.

Trinationale Beratung auch in Zukunft unverzichtbar

Eine der grossen Stärken der INFOBEST PALMRAIN ist zweifellos, dass sie eine niederschwellige Anlaufstelle ist, die Bürgerinnen und Bürgern schnelle und konkrete Hilfe bei allen grenzüberschreitenden Alltagsfragen bietet. Dank der guten Vernetzung zu den Fachleuten in den Verwaltungen der drei Länder ist das trinationale Team immer auf dem aktuellsten Informationsstand und kann Kundinnen und Kunden kompetent und schnell weiterhelfen.

Die wachsende Nachfrage zeigt den anhaltenden Beratungsbedarf. Die INFOBEST PALMRAIN hat bewiesen, dass sie auch in Krisenzeiten mit Fachkompetenz und gutem Netzwerk schnell und lösungsorientiert auf die Kundenbedürfnisse reagieren kann. Sie ist und bleibt damit eine unverzichtbare Einrichtung für den grenzüberschreitenden Alltag im Dreiland.

Foto: Eröffnungsfest der INFOBEST PALMRAIN am 1. Juli 1993. Quelle: Regio Basiliensis.
Textquellen: Publikationen der Regio Basiliensis und Weber, Martin/Jakob, Eric/Regio Basiliensis (Hg.): Die Regio-Idee. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region Basel, 1. Auflage, Basel 2013.

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