News Regio Basiliensis

27.02.2023

Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil II

Der Verein Regio Basiliensis feiert in diesem Jahr sein 60. Jubiläum. Ein guter Grund, um mit Ihnen auf die wichtigsten Meilensteine der trinationalen Zusammenarbeit am Oberrhein der letzten 60 Jahre zurückzublicken. Sie zeigen, dass die Regio-Idee auch noch heute ausgesprochen lebendig und notwendig ist. Im zweiten Beitrag widmen wir uns der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG), welche Allianzen und Kooperationen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa schmiedet.

Mit Pioniergeist und Weitblick initiierte die Regio Basiliensis im Jahr 1971 gemeinsam mit den Euregios an der deutsch-niederländischen Grenze die Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG). Treibende Kräfte waren dabei Hans J. Briner, Mitbegründer und erster Geschäftsführer der Regio Basiliensis, und Alfred Mozer, ehemaliger Kabinettschef der EWG-Kommission und erster AGEG-Präsident. Zusammen hatten sie 1971 die Gründungsversammlung der AGEG auf Schloss Anholt in der deutsch-niederländischen Euregio angeregt. Briner hatte schon früh erkannt, wie wichtig es für Grenzregionen ist, sich zusammenzuschliessen und auf europäischer Ebene Allianzen zu schmieden. 

Lobbyorganisation für europäische Grenzregionen

So beabsichtigt die AGEG, europäische Grenzregionen zu vernetzen und ihnen eine Plattform für den Austausch zu grenzüberschreitenden Frage- und Problemstellungen zu bieten. Nach aussen vertritt die Organisation die Interessen der Grenzregionen gegenüber den Behörden der Nationalstaaten und den Institutionen der Europäischen Union. Für die Schweiz als Nichtmitglied der – damals noch – EWG und als sogenannter Drittstaat hatte Briner schon damals in dem Zusammenschluss auch die Chance gesehen, Kontakte zu europäischen Gremien zu knüpfen und die Interessen der schweizerischen Grenzregion auf diesem Wege einzubringen.

Beitrag zur Weiterentwicklung europäischer Grenzregionen

Von Beginn an nahm die AGEG Kontakte zu europäischen Institutionen auf und setzte damit die regionale Integration in den Grenzregionen mit der europäischen Integration in Beziehung. Dabei fokussierte sie sich anfangs vor allem auf den europäischen Integrationsprozess im Rahmen der EWG (heute EU) und des Europarats. Sie leistete einen wichtigen Beitrag zur Schaffung des Förderrahmens Interreg zu Beginn der neunziger Jahre. Sie unterstützte zum Beispiel als Geschäftsstelle des LACE-Programm (Linkage Assistance and Cooperation for the European Border Regions) in den neunziger Jahren die Grenzregionen in der Abwicklung ihrer grenzüberschreitenden Interreg-Programme. Mit dem AGEG Cross-Border Award «Sail of Papenburg» spornt sie auch zu neuen Initiativen an. Der Preis ehrt herausragende Programme und Projekte, die auch Modell für andere sein könnten. So wurde die Oberrheinregion 2008 für das Projekt «EUCOR – Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten» ausgezeichnet.

Das Engagement der AGEG bleibt auch nach 50 Jahren unverzichtbar

Die AGEG umfasst heute 100 aktive Mitglieder, die rund 163 Grenzregionen aus allen Teilen Europas repräsentieren. Sie ist auch nach 50 Jahren ihres Bestehens die einzige europaweite Organisation, die grenzüberschreitende Regionen und Grenzregionen vertritt. Anlässlich der Jubiläumsfeier im Juni 2021 auf Schloss Anholt in Nordrhein-Westfalen hob AGEG-Präsident Karl-Heinz Lambertz zurecht hervor, dass die Zusammenarbeit in den Grenzregionen die Grundlage der EU-Integration sei und wesentlich zur Erfolgsgeschichte der EU beigetragen habe. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gehöre «zur DNA der EU». Nicht zuletzt die Grenzschliessungen während der Coronapandemie im Frühjahr 2020 haben gezeigt, wie wichtig das gemeinsame Engagement der Grenzregionen in der AGEG ist, um Grenzen durchlässiger zu gestalten und Hindernisse abzubauen.

Im Mittelpunkt der AGEG stehen das Lobbying und die Interessensvertretung für Anliegen der Grenzregionen in Brüssel. Eine der zentralen Aufgaben besteht dabei künftig weiter darin, die Kohäsionspolitik zu beobachten und zu begleiten. Diese setzt sich nach dem Vertrag von Lissabon, dem jüngsten Vertrag der EU, zum Ziel, insbesondere den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt der Regionen zu stärken. Aktuell verwaltet die AGEG zudem die EU-Initiative b-solutions. Diese ermöglicht öffentlichen Einrichtungen und grenzüberschreitenden Strukturen direkte und spezialisierte rechtliche Unterstützung zum Abbau von administrativen und rechtlichen Hindernissen in der Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn.

Als Mitinitiatorin hat sich die Regio Basiliensis von Anfang an und bis zum heutigen Tag aktiv in die Arbeit der AGEG eingebracht. So betonte Dr. Manuel Friesecke, Geschäftsführer der Regio Basiliensis, anlässlich des Jubiläums der AGEG, es sei unabdingbar, künftig die junge Generation stärker einzubinden und ihnen Möglichkeiten zur Mitsprache zu geben. Denn es gehe vor allem auch um ihre Zukunft. Nur so sei es möglich, so Dr. Friesecke, die Potentiale der grenzüberschreitenden Kooperation auch künftig zu nutzen.

Foto: Cross-border cooperation in Europe. Fotoquelle: AGEG. 
Textquellen: Publikationen der Regio Basiliensis und Weber, Martin/Jakob, Eric/Regio Basiliensis (Hg.): Die Regio-Idee. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region Basel, 1. Auflage, Basel 2013. 

Meilensteine der Oberrheinkooperation - Teil I: Die Gründung der Regio Basiliensis und der IKRB
Meilensteine der Oberrheinkooperation - Teil III: Der Regio-Gipfel in Basel 1989
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil IV: Die Einführung von Interreg
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil V: Die deutsch-französisch-schweizerische Oberrheinkonferenz
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VI: Die INFOBEST PALMRAIN
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VII: Das Karlsruher Abkommen
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VIII: Die trinationale S-Bahn
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil IX: Die Beziehungen Schweiz-EU
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil X: Der Trinationale Eurodistrict Basel (TEB)
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil XI: Die Beteiligung der jungen Generation

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