News Regio Basiliensis

26.04.2023

Meilensteine der Oberrheinkooperation - Teil IV

Der Verein Regio Basiliensis feiert in diesem Jahr sein 60. Jubiläum – ein guter Grund, um mit Ihnen auf die wichtigsten Meilensteine der Oberrheinkooperation der letzten 60 Jahre zurückzublicken. Sie setzen Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein, reflektieren ihre Bedeutung für die Gegenwart und zeigen, dass die Regio-Idee auch noch heute ausgesprochen lebendig ist. Im vierten Beitrag dreht sich alles um die Einführung von Interreg – ein Schlüsselelement für die Kohäsion am Oberrhein.

Entwicklungsunterschiede zwischen Regionen verringern und Grenzregionen stärken

Mit der Erweiterung der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) in den 1980er Jahren wuchsen die Entwicklungsunterschiede zwischen den Regionen Europas. Den Verantwortlichen auf europäischer Ebene wurde klar, dass das Zusammenwachsen einer immer grösseren Gemeinschaft nur gelingen wird, wenn es auch entlang der Grenzen gelingt. Davon ausgehend führte die EU die Interreg-Programme ein. Diese Programme, die durch Gelder des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden, fördern das wirtschaftliche Wachstum, mindern Entwicklungsdifferenzen zwischen den Regionen in Europa und stärken den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Die Grundlage für die Beteiligung der Dreiländerregion am EU-Förderprogramm Interreg legte die «Willenserklärung für eine gemeinsame Entwicklungskonzeption Elsass - Südbaden - Nordwestschweiz». Sie wurde am 16. Oktober 1989 auf Schloss Bürgeln im Markgräflerland (D) unterzeichnet. 

Dank Schweizer Mittel und mit Hilfe der IKRB nimmt die Schweiz seit 1990 teil  

Neben Deutschland und Frankreich ist auch die Schweiz seit dem Start an der Umsetzung von Interreg A für den Oberrhein beteiligt. A-Programme fördern die nachbarschaftliche Kooperation in grenzüberschreitenden Regionen mit dem Ziel, die europäische territoriale Zusammenarbeit zu stärken. Die Teilnahme von Schweizer Projektpartnern an diesem EU-Förderprogramm ist durch Schweizer Mittel möglich, denn Schweizer Projektpartner können nicht durch EU-Gelder gefördert werden. Sowohl der Bund als auch die Nordwestschweizer Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Jura und Solothurn sind am Programm beteiligt. Wird ein Projekt umgesetzt, erhalten die Partner auf deutscher und französischer Seite EU-Fördergelder und die Schweizer Partner eine Bundes- und/oder kantonale Förderung. 

Die Interkantonale Koordinationsstelle bei der Regio Basiliensis (IKRB) begleitet und berät die Schweizer Projektpartner. Sie prüft Projektanträge, verwaltet die Bundesmittel und rechnet sie ab. Zudem ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit im Perimeter der Nordwestschweiz zuständig. Strategische Entscheidungen zum Förderprogramm werden von den Programmpartnern aus den drei Ländern gemeinsam getroffen. Auch hier bringt sich die IKRB für die Schweiz ein.

Schlüsselelement für die Kohäsion am Oberrhein

Seit nunmehr über 30 Jahren bildet das Programm Interreg Oberrhein eine wichtige Säule für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region. Mit der Förderung von Projekten, die den Alltag der Menschen beeinflussen, ermöglicht es eine ausgewogene und kohärente Regionalentwicklung und fördert ein nachhaltiges Zusammenwachsen über die Grenzen hinweg. Dank seines breiten Förderansatzes und der Neuen Regionalpolitik (NRP) des Bundes konnten in der fünften Laufzeit des Programms von 2014 bis 2020 insgesamt 121 Projekte gefördert werden. Davon fanden mehr als die Hälfte mit Schweizer Beteiligung statt. Bund, Kantone und Dritte investierten in der fünften Förderperiode über 20 Mio. Franken in Interreg-Projekte.

Projekte aus der Praxis zeigen den grossen Nutzen für die Region

Durch Interreg Oberrhein können trinationale Projekte in der ganzen Oberrheinregion entstehen und umgesetzt werden. Sie sollen das Leben der Bürgerinnen und Bürger verbessern und dazu beitragen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. So entwickelte beispielsweise das Projekt Clim’Ability Klimaanpassungsstrategien für Unternehmen in der Oberrheinregion. Im Projekt NANOTRANSMED wurde die Expertise von deutschen, französischen und schweizerischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Oberrhein im Bereich der Nanomedizin zusammengeführt. Das Projekt lieferte wichtige Erkenntnisse zur Frühdiagnose von Krankheiten, zur individuellen Behandlung von Patientinnen und Patienten sowie zur Bekämpfung von Krankenhausinfektionen. Die innovativen Ergebnisse werden seit dem Ende des Projekts von den Spitälern in Basel und Freiburg angewandt. 

Zahlreiche weitere Projekte hat die Regio Basiliensis auf ihrer Projektdatenbank aufgelistet. Hier finden sich Informationen zu allen Projekten seit 2000, die im Rahmen der Interreg-Programmperioden III bis VI mit Nordwestschweizer Beteiligung umgesetzt worden sind beziehungsweise aktuell umgesetzt werden. Auch die Projekte der Förderperioden I und II werden bald in der Projektdatenbank ersichtlich sein.

Interreg bleibt auch künftig regional verankert 

Interreg bleibt auch in der sechsten Förderperiode von 2021–2027 seinem regional verankerten und thematisch breit gefächerten Förderansatz treu. Besondere Beachtung finden die Themenbereiche Klima, Energie und Biodiversität im Zuge des Europäischen Green Deals. Weitere Schwerpunkte sind die Stärkung der Gesundheitskooperation als Konsequenz aus der Coronapandemie sowie die Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus und Kultur. Die Interkantonale Koordinationsstelle bei der Regio Basiliensis (IKRB) wird sich auch künftig für die Beteiligung der Nordwestschweiz an Interreg einsetzen und ihre langjährigen Erfahrungen bei der Weiterentwicklung von Interreg Oberrhein einbringen.

Foto: Graffiti zu 25 Jahren Interreg. Fotoquelle: IKRB. 
Textquellen: Publikationen der Regio Basiliensis und Weber, Martin/Jakob, Eric/Regio Basiliensis (Hg.): Die Regio-Idee. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region Basel, 1. Auflage, Basel 2013. 

Meilensteine der Oberrheinkooperation - Teil I: Die Gründung der Regio Basiliensis und der IKRB
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil II: Die Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG)
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil III: Der Regio-Gipfel in Basel 1989
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil V: Die deutsch-französisch-schweizerische Oberrheinkonferenz
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VI: Die INFOBEST PALMRAIN
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VII: Das Karlsruher Abkommen
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil VIII: Die trinationale S-Bahn
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil IX: Die Beziehungen Schweiz-EU
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil X: Der Trinationale Eurodistrict Basel (TEB)
Meilensteine der Oberrheinkooperation – Teil XI: Die Beteiligung der jungen Generation

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