News Carte Blanche

13.12.2016

Welche Impulse braucht der Wirtschafts- und Arbeitsmarkt am Oberrhein?

Bildung, Forschung und Innovation sind die Bausteine für Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in unserer Region
Dr. Stephan Mumenthaler, Head Economic & Swiss Public Affairs Novartis Pharma AG, Vizepräsident der Regio Basiliensis​

Wir leben heute in einer Gesellschaft, die sich immer weniger an territorialen Grenzen orientiert, sondern sich mehr und mehr als funktionale Einheit in einem gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum versteht. Folgerichtig bemühen sich politische Entscheidungsträger auf europäischer und nationaler Ebene, diese funktionalen Räume unter Einbezug aller wichtigen Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam zu entwickeln und zu gestalten. Um diese Räume steuern zu können, müssen neue, zeitgemässe Strukturen und Handlungsweisen gefunden werden. 

Was bedeutet dies für die trinationale Region am Oberrhein?

Mit seinen Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen und einer grossen Zahl an innovativen Unternehmen weist der Oberrhein ein hohes Potenzial für Forschung, Bildung und Innovation auf. Mithilfe zahlreicher Projekte und Massnahmen wurde in den letzten 20 Jahren ein weitverzweigtes und umfassendes grenzüberschreitendes Bildungs- und Forschungsangebot aufgebaut. Ziel muss es auch sein, den wachsenden Bedarf der regionalen Wirtschaft an Fachkräften gerade aus dem MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften Technik) Bereich auch langfristig abzudecken. Dazu braucht es eine frühzeitige Motivation der künftigen Leistungsträger. 

Beispiel Phaenovum

Beispielhaft kann hier das Schülerforschungsnetzwerk Phaenovum genannt werden. Gerade hier lässt sich der Zusammenhang zwischen grenzüberschreitender Bildung und Forschung zu Gunsten der Life-Sciences, wie sie die Wirtschaft in unserem Raum prägen, vorbildlich aufzeigen: Phaenovum ist das trinationale Schülerforschungszentrum in Lörrach, das sich durch einen hohen praktischen Bezug auszeichnet. Die Unternehmen übernehmen hierbei Schülerpatenschaften und stellen Praktikumsplätze zur Verfügung. Damit werden geeignete Nachwuchskräfte für die Wissenschaft und Forschung für Industrie und Hochschulen frühzeitig gefördert.

Ziel noch nicht erreicht

Trotz des bisherigen Leistungsausweises in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, sind wir mit der Vernetzung aller Akteure aus Bildung, Forschung und Innovation am Oberrhein noch nicht am Ziel angelangt. Für die Zukunftsfähigkeit unserer Region gilt es deshalb, die Akteure noch stärker zu vernetzen und so das notwendige Poten-zial an Fachkräften langfristig abzusichern. 

Wie können die Vernetzung gestärkt und Fachkräfte gesichert werden?

Um künftige Leistungsträger frühzeitig als Fachkräfte für die regionale Wirtschaft zu motivieren, wäre es wünschenswert, dass Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulausbildung in einem Unternehmen des Nachbarlandes ein mindestens vierwöchiges Praktikum absolvieren. Sie können sich damit beruflich orientieren, verbessern ihre Sprachkenntnisse, müssen sich in einer (noch) fremden Alltags- und Arbeitskultur zurechtfinden. 

Eine weitere Massnahme wäre die Einführung von „oberrheinischen Bildungsgutscheinen“, die Berufstätige für eine Weiterbildung im Nachbarland erhalten würden. Dies würde zudem den Austausch und die interkulturellen Kompetenzen fördern sowie die Bildungssysteme näher zueinander bringen. Nicht zu unterschätzen wäre dabei die Signalwirkung für einen gemeinsamen vernetzten Wirtschaftsstandort Oberrhein.

Die Organisation und Koordination solcher Projekte könnte durch die Regio Basiliensis erfolgen, die als grenzüberschreitende Organisation mit einem über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerk aktiv daran mitwirkt, bestehende Netzwerke zu stärken und neue aufzubauen.

Mit der Carte Blanche bieten wir Fachleuten eine Plattform, auf der sie Impulse zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geben und ihre Visionen zur Entwicklung im Dreiland darlegen können. Im Jahr 2016 veröffentlichen wir Beiträge zum Thema "Welche Impulse braucht der Wirtschafts- und Arbeitsmarkt am Oberrhein?"

 

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