30.08.2023
Regio-Interview - Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch
Vier Fragen an Prof. Dr. Michael von Kutzschenbach, Projektleiter des grenzüberschreitenden NRP-Projekts «Think Tank Business Model Innovation (TT-BMI)» und Dozent am Institut für Unternehmensführung der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)
Das grenzüberschreitende NRP-Projekt zwischen der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz, der IHK Südlicher Oberrhein, der Hochschule Furtwangen, der Hochschule Offenburg sowie der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft ist im Frühjahr zu Ende gegangen. Im Interview zieht Projektleiter Prof. Dr. Michael von Kutzschenbach ein Fazit.
Was waren die Ziele Ihres Projekts und wie sollten diese erreicht werden?
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellen oft das Rückgrat der Wirtschaft dar, so auch im Raum Oberrhein. Viele dieser Unternehmen sehen sich mit grossen Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert, wie der Digitalisierung, Nachhaltigkeit, etc., welche es notwendig machen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Erfolgreiche Geschäftsmodellinnovation geht über Produkt-, Dienstleistungs- und Technologieinnovation hinaus und verändert die Art und Weise, wie Geschäfte unternommen werden. Ziel des Projektes «Think Tank Business Model Innovation» (TT-BMI) war es, eine Anlaufstelle (Think Tank) und ein Konzept zu entwickeln und zu erproben, wie gemeinsam mit Studierenden Ideen für zukunftsfähige und nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodellinnovationen entwickelt werden können. Die erfolgreiche Umsetzung in verschiedenen Bildungsformaten der FHNW involvierte 148 Teilnehmende und lieferte wertvolle Erkenntnisse für neun Unternehmen. Die neuen Bildungsformate wurden inzwischen in verschiedenen FHNW-Studiengängen institutionalisiert.
Was waren Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts und wo war das Projekt erfolgreich?
Die Rahmenbedingungen waren alles andere als einfach, da es galt, im trinationalen Raum mit verschiedenen Partnern unter vom Coronavirus geprägten Bedingungen gemeinsam Bildungsformate zu entwickeln und Unternehmen zur Erprobung zu gewinnen. Neben den Einschränkungen durch die Schutzmassnahmen aufgrund der Pandemie, die insbesondere das gegenseitige Kennenlernen und den persönlichen Austausch erschwerten, stellten die unterschiedlichen kulturellen und institutionellen Rahmenbedingungen und hiermit verbundenen Erwartungshaltungen eine Herausforderung bei der Umsetzung des Projektes dar. Das Projekt konnte insgesamt sehr erfolgreich umgesetzt werden und lieferte Erkenntnisse darüber, wie interdisziplinäre Studierendenteams sich mit realen Nachhaltigkeitsfragen von Unternehmen auseinandersetzen können. So konnten sowohl Studierende und als auch Unternehmen dabei unterstützt werden, die notwendigen Fähigkeiten aufzubauen, um als Innovationsagenten zu agieren. Insbesondere konnten vertiefende Erkenntnisse zu folgenden Aspekten gewonnen werden:
a.
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Wie designorientierte Ansätze eingesetzt werden können, um die frühe Entwicklung von Ideen für nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodelle mit Studierenden und Unternehmen zu unterstützen. |
b.
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Welche Kombinationen von Aktivitäten und Instrumenten in diesem Zusammenhang wirksam sind. |
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Welche Praktiken zur Wirksamkeit einer Bildungsinitiative für BMIfS («Business Model Innovation for Sustainability») mit Studierenden und Unternehmen beitragen können. |
Wo sehen Sie die Vorteile einer Vernetzung über Grenzen hinweg bei einem Projekt wie TT-BMI und gibt es jetzt zum Abschluss Überlegungen, auf das Projekt aufbauend etwas weiterzuentwickeln?
Die Region Oberrhein bildet auf europäischer Ebene einen einzigartigen Wissenschafts- und Innovationsraum. Mit unterschiedlichsten Hochschul-, Forschungs- und Innovationseinrichtungen sowie zahlreichen Unternehmen, von denen viele grenzüberschreitend tätig sind, stellt der Oberrhein einen beispielhaften Raum für gute Zusammenarbeit dar, der ein enormes Kooperationspotenzial bietet. Auch Innovationen – und insbesondere radikale, nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodellinnovationen – hängen stark von den kollektiven Kapazitäten der beteiligten Akteure sowie des Ökosystems ab. Vor diesem Hintergrund sind insbesondere Initiativen, die traditionelle organisationale Innovationskonzepte hin zu kollaborativen Innovationsansätzen weiterentwickeln, von besonderer Bedeutung. Die Ideen und Erkenntnisse aus dem Projekt TT-BMI sollen aus diesem Grund auch in einem neuen trinationalen Master-Studiengang (Interreg-Projekt TRAIL – Trinationaler Masterstudiengang Nachhaltige Unternehmensentwicklung, Anm. d. R.) integriert und fortgesetzt werden. Gleichzeitig gibt es Überlegungen zu Folgeprojekten, um die gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen und gegebenenfalls neuen Partnern weiter zu pflegen.
Können Sie ein persönliches Fazit ziehen?
Das Projekt TT-BMI war ein sehr spannendes und intensives Projekt. Es hat sich klar gezeigt, dass inkrementelle Verbesserungen und Innovationen nicht ausreichen, um zukunftsfähig zu bleiben. Allerdings ist es als Unternehmen auch nicht einfach, Bekanntes aufzugeben und proaktive neue Wege zu gehen und eine «nachhaltigere Welt» mitzugestalten. Das Projekt hat aber gezeigt, wie viel Energie und Kreativität in der Region vorhanden ist und ich freue mich sehr, hier weiterhin einen Beitrag leisten zu dürfen.
Herzlichen Dank für das Interview!
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