News Carte Blanche

16.04.2020

Klima und Energie am Oberrhein – Aktuelles, Projekte, neue Technologien und innovative Lösungen

Grenzüberschreitende Wärmeversorgung in Riehen und Lörrach mit Geothermie
Matthias Meier, Geschäftsführer der Wärmeverbund Riehen AG

Die baselstädtische Gemeinde Riehen nutzt seit über 25 Jahren Geothermie aus 1’500 Meter Tiefe, um die Bevölkerung mit Wärme aus dem Untergrund zu versorgen. Die Anlage der Wärmeproduktion ist oberflächig kaum sichtbar, emittiert weder Rauch noch CO2 und erfolgt das ganze Jahr konstant und zuverlässig. Dabei wird bestehendes Thermalwasser zu Tage gefördert, um dieses nach dem Entzug der Wärme wieder in den Untergrund zu führen. So werden derzeit rund 8’500 Bewohnerinnen und Bewohner Riehens knapp zur Hälfte mit Geothermie versorgt. 

Auch der Stadtteil Stetten-Süd des angrenzenden Lörrachs in Deutschland wird seit dem Jahr 1997 als erste landesübergreifende Wärmeversorgung mit Geothermie versorgt. Das stellte die Behörden damals vor eine neue gesetzliche Herausforderung, denn durch Versorgungsleitungen wurde Wasser exportiert, zugleich die identische Menge jedoch abgekühlt wieder importiert. Im Oberrheingebiet gibt es neben Riehen weitere erfolgreiche Geothermieprojekte, wie beispielsweise in Rittershoffen in Frankreich. 

Nun ist geplant, unter dem Titel «geo2riehen» eine zweite Geothermieanlage zu realisieren. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie konnten wir nachweisen, dass die geologischen, technischen und wirtschaftlichen Grundlagen dafür optimal sind. Nach der Projektfreigabe durch die beiden Aktionäre Gemeinde Riehen und IWB planen wir in einem nächsten Schritt eine detaillierte Untersuchung des Untergrunds. So können wir diesen noch besser verstehen. Das Bundesamt für Energie hat für die Messungen bereits 1,2 Millionen Franken zugesichert.

Natürlich dürfen auch die Risiken nicht ausgeblendet werden: Zwei Schweizer Geothermieprojekte, eines davon in Basel, lösten in den Jahren 2006 und 2013 spürbare Erdbeben aus. Seither wird Geothermie in der Schweiz oft mit Erdbeben assoziiert. Diese Projekte verwendeten jedoch ein anderes Verfahren als in Riehen, denn dort wurde mit hohem Druck in Tiefen bis zu 5’000 Meter Wasser verpresst. 

Grundvoraussetzungen für den Erfolg eines solchen Projekts sind mutige Politiker und Investoren, kompetente Partner, eine transparente Kommunikation und natürlich auch der landesübergreifende Austausch. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit geo2riehen in Riehen die Wärmeversorgung noch erneuerbarer machen können. Und dies über Generationen hinweg!

Mit der Carte Blanche bieten wir Fachleuten eine Plattform, auf der sie Impulse zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geben und ihre Visionen zur Entwicklung im Dreiland darlegen können. Im Jahr 2020 veröffentlichen wir Beiträge zum Thema «Klima und Energie am Oberrhein - Aktuelles, Projekte, neue Technologien und innovative Lösungen». 
 

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