News Carte Blanche

29.07.2022

«Arbeitsmarkt am Oberrhein – Herausforderungen, Potenziale, Chancen»

Problem Fachkräftemangel – jetzt alle Potentiale ausschöpfen!
Dr. Peter Huber, Head Swiss Public and Economic Affairs, Novartis International AG

Der Fachkräftemangel ist akuter denn je. Der entsprechende Index legte laut der Universität Zürich im vergangenen Jahr um 27% zu. Um langfristig einen stabilen Arbeitsmarkt gewährleisten zu können, ist die bessere Nutzung aller Arbeitskräftepotentiale zentral. 

Ein erstes Potential besteht bei den älteren Arbeitnehmenden. Die AHV21-Reform schafft Anreize für eine stärkere Flexibilisierung der Pensionierung zwischen 63 und 70 Jahren. Mit besseren finanziellen Konditionen können interessierte ältere Arbeitnehmende länger im Arbeitsmarkt gehalten werden. Allerdings ist dieses Potential aufgrund der bevorstehenden Pensionierung der Babyboomer-Generation begrenzt. Mittelfristig kann diese zwar dank einer positiven Nettozuwanderung abgefedert werden. Weil die demografischen Prognosen im grenznahen Ausland jedoch sehr ähnlich sind, ist eine Kompensation des inländischen Mangels durch Fachkräfte aus dem Ausland schwierig. Umso wichtiger ist es, regulativen Hindernisse in der Grenzregion – beispielsweise im freien Personenverkehr – entgegenzuwirken. 

Ein weiteres grosses Fachkräftepotential bilden Frauen, die nicht oder nur Teilzeit arbeiten. Als erster Schritt wäre hierzu die gemeinsame Besteuerung von Ehepaaren durch eine Indi-vidualbesteuerung zu ersetzen. Der momentane Fehlanreiz hält gut ausgebildete Frauen vom Arbeitsmarkt fern. Daneben ist ein weiterer Ausbau der familienexternen Betreuung zwingend.

Schliesslich gibt es auch im Bildungsbereich Luft nach oben. Mit der internationalen Anerkennung der höheren Fachschulbildung können Berufsbilder weiterentwickelt und gleichwertige Chancen für Absolventinnen und Absolventen geschaffen werden, was insbesondere für die trinationale Grenzregion Nordwestschweiz einen Mehrwert schaffen würde. 

Der Fachkräftemangel wird Jahr für Jahr spürbarer und dies nicht nur in der Schweiz. Um dieser Problematik bestmöglich zu begegnen, müssen die beteiligten Stakeholder aber auch die Politik für alle bestehenden Potentiale zukunftsgerichtete Lösungen ausarbeiten. Natürlich muss man dafür auch über die Landesgrenzen blicken!

Mit der Carte Blanche bieten wir Fachleuten eine Plattform, auf der sie Impulse zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geben und ihre Visionen zur Entwicklung im Dreiland darlegen können. Im Jahr 2022 veröffentlichen wir Beiträge zum Thema «Arbeitsmarkt am Oberrhein – Herausforderungen, Potenziale, Chancen».


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