News Regio-Standpunkt

23.07.2021 / Regio-Standpunkt Nr. 25

Wie erreichen wir eine nachhaltige grenzüberschreitende Mitwirkung von jungen Erwachsenen am Oberrhein?

Im Oktober 2019 berichteten die Zeitungen über das neu gewählte jüngere und weiblichere nationale Parlament. Tatsächlich ist das aktuelle Parlament so jung wie noch nie, das Durchschnittsalter liegt jedoch bei 49. Junge Menschen sind in den Entscheidungsprozessen, die sie betreffen, nicht ausreichend vertreten, obwohl ihr Engagement ausschlaggebend ist. Sie brauchen Zugang zu eigenen Austausch- und Mitwirkungsmöglichkeiten in ihrem Lebensumfeld. Auch in der Dreiländerregion und in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, welche sich Themen und Aspekten widmet, die die jungen Erwachsenen in ihrem Leben beeinflussen und vor allem beeinflussen werden. Sie sollten definitiv in diese Prozesse involviert werden. 

Eine verstärkte Beteiligung von jungen Menschen in modernen Gesellschaften ist eine Win-Win-Situation. Dies haben die drei Jugendforen im Jahr 2020 in Karlsruhe, Strasbourg und Basel mit gesamthaft 200 interessierten und motivierten jungen Erwachsenen erneut gezeigt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz tauschten sich über die grenzüberschreitenden Aspekte in den Bereichen «Umwelt und Klima», «Verkehr und Mobilität», «Bildung und Arbeit» sowie weitere Themen aus. Zu den Ideen der Teilnehmenden, wie zum Beispiel ein Oberrhein-Ticket für Studierende oder grenzüberschreitende Praktika, wurden bereits erste Vorstösse in der Deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz, der Versammlung der regionalstaatlichen Regierungen, eingereicht. 

Wie lässt sich die Beteiligung von jungen Erwachsenen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit langfristig und nachhaltig realisieren? Die bisher trinationale Kooperation macht deutlich, dass die Beteiligung der jungen Erwachsenen kein Selbstläufer ist. Denn neben engagierten Personen bedarf es auch auf Seiten der Kommunalpolitik der Bereitschaft, sich auf echte Partizipation einzulassen. Wie kann der Dialog quer durch alle Generationen und über Grenzen hinweg lebendig gehalten werden, um alle ins Boot zu holen und niemanden zurückzulassen? Welche Beweggründe veranlassen junge Menschen ihre Region zu verlassen und was treibt sie dazu, zurückzukehren? Wie kann eine Intensivierung der deutsch-französisch-schweizerischen Beziehungen im grenznahen Raum die Region auch für junge Erwachsene attraktiver machen? Welche Interessen haben speziell sie und wie kann dafür gesorgt werden, dass ihre Wünsche und Anliegen bei den Weichenstellungen für die Zukunft mitberücksichtigt werden?

Die Politik am Oberrhein muss sicherstellen, dass alle jungen Menschen, unabhängig von ihren sozialen Voraussetzungen, gleichberechtigten Zugang zu grenzüberschreitenden Entscheidungsprozessen und Projekten haben. Die entsprechenden Informationen müssen jugendgerecht vermittelt werden. Auch müssen Gefäss für den Austausch und Dialog, wie zum Beispiel das Jugendforum verstetigt werden. Sicherstellen muss die Politik auch, dass junge Menschen alle gesellschaftlichen Bereiche und alle Ebenen des Entscheidungsprozesses angemessen beeinflussen können, damit politische Massnahmen den Bedürfnissen junger Menschen entsprechen – angefangen von der Festlegung der Diskussionspunkte bis zur Umsetzung. Diesen engagierten jungen Menschen muss auf Augenhöhe begegnet werden und ihre Anliegen aufrichtig angehört werden. Ergänzend braucht es eine Begleitung und Evaluierung mithilfe von jugendgerechten und zugänglichen Prozessen und Strukturen. Zuletzt muss das Verständnis aufgebaut werden, dass politische Beteiligungsprozesse Zeit brauchen und dass nicht alles sofort umgesetzt werden kann. Diese müssen fortlaufend transparent dargestellt und erklärt werden.

Das sind konkreten Auswirkungen der politischen Beteiligungsverfahren, für die eine Sensibilisierung geschaffen werden muss. 

In diesem Sinne, liebe junge Erwachsene, mischt euch ein! 

Kontakt:
Regio Basiliensis, Dr. Manuel Friesecke, Geschäftsführer, Tel. 061 915 15 15,
E-Mail: info@regbas.ch

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