News Regio-Standpunkt
31.10.2022 / Regio-Standpunkt Nr. 30
Umwelt am Oberrhein: Gemeinsam Handeln und Verantwortung wahrnehmen
Die gemeinsamen grenzüberschreitenden Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind von besonderer Relevanz für den Oberrhein. Ökosysteme und die Artenvielfalt sind von Natur aus grenzüberschreitend. Der Schutz der Umwelt und des Klimas sowie die Stärkung der biologischen Vielfalt können und müssen grenzüberschreitend unterstützt und verbessert werden. Massgebend ist dabei der Austausch zwischen regionalen und lokalen Institutionen und Akteuren.
Die Oberrheinregion ist geografisch und klimatisch eine Einheit. Dennoch gibt es in den einzelnen Regionen heute im Bereich Klimaschutz und Energie grosse Unterschiede. Dies betrifft die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die finanziellen Fördermassnahmen, die Information sowie die Qualität und den Umfang von Aus- und Weiterbildungen. Entsprechend muss in der Grenzregion am Oberrhein eine Verbesserung im Rahmen der grenzübergreifenden Zusammenarbeit erfolgen, um die Probleme, die sich auf die Region insgesamt auswirken, effektiv angehen zu können.
Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende stellt eine der grössten Herausforderungen für die Politik des 21. Jahrhunderts dar. Grenzregionen im Allgemeinen und die Region am Oberrhein im Besonderen können in diesem Kontext einen wichtigen Beitrag zur gesamteuropäischen Energiewende leisten. Gerade der Erfahrungsaustausch und die Identifikation gemeinsamer Handlungsansätze mit den Nachbarländern sind von besonderer Bedeutung und bieten enorme Chancen. Für die Zukunft braucht es daher eine engere Koordination bei Ausbau und Förderung der erneuerbaren Energien am Oberrhein. Wichtig sind hier gemeinsame Leuchtturmprojekte im Bereich der erneuerbaren Energien, zum Beispiel bei Solarthermie, Photovoltaik, Geothermie, Windkraft, Biomasse und Wasserkraft. Zudem sind die Potentiale der Energiespeicherung für den Oberrhein zu analysieren. Sinnvoll wären angesichts der aktuellen Diskussion zur Energieversorgung grenzüberschreitende Massnahmen zur Flexibilisierung des Verbrauchs und für die Entwicklung intelligenter Stromnetze (Smart Grid). Interreg Oberrhein kann in all diesen Bereichen als Anschubfinanzierung für bi- und trinationale Projekte genutzt werden.
Die Umwelt steht in direktem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Region am Oberrhein. Die Qualität der Umwelt einer Region wie zum Beispiel Luft, Wasser und Klima wirkt sich zunehmend auf die Möglichkeiten zur Entwicklung neuer wirtschaftlicher Aktivitäten und der Beschäftigung aus. Ein auf die Förderung von dauerhaften Formen der Entwicklung von Tourismus und wirtschaftlicher Aktivität ausgerichteter politischer Schwerpunkt ist daher entsprechend sinnvoll und notwendig.
Die Energiewende bringt erhebliche Investitionen mit sich, die Wertschöpfung und Arbeitsplätze bedeuten. Hinzu kommt, dass Unternehmen schon seit längerem danach bewertet werden, ob sie in ihren mittel- und langfristigen Zielen eine nachhaltige Umwelt- und Energiepolitik verfolgen. Dabei stehen nicht nur die Massnahmen zur Verbesserung des Klimaschutzes im Fokus, sondern es wird auch die Frage nach der sozialen Verantwortung der Unternehmen gestellt. Hier wäre die Schaffung eines nachhaltigen Kooperationsnetzwerks zwischen den Wirtschaftsakteuren am Oberrhein mir Wirtschaftsverbänden und Unternehmen sinnvoll. Der Oberrhein kann als Vorbildregion wirken, da es gelingen kann, dass länderübergreifend gemeinsame Strategien entwickelt und Massnahmen umgesetzt werden. Diese Erfahrungswerte lassen sich dann auf andere Grenzregionen und auf die europäische Zusammenarbeit übertragen.
Als Regio Basiliensis engagieren wir uns für ein grenzüberschreitendes und lebenswertes Umfeld durch eine ausgewogene Entwicklung des Siedlungs- und Naturraums und die Koordination der Energie-, Umwelt- und Klimaschutzpolitiken. Wir fordern, dass regionale Akteure in ihrer wichtigen Rolle als Betroffene, Gestalter und Umsetzer anerkannt und aktiv in die politische Diskussion und Entscheidungsfindung am Oberrhein einbezogen werden. Auch die gesetzlichen Grundlagen in den drei Ländern müssen diesem Anspruch genügen und die Möglichkeit bieten, grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig ist die Energiewende ohne die breite Unterstützung der Bevölkerung nicht umsetzbar. Sie ist der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung und Zukunft. Dementsprechend sind Umwelt- und Klimaschutz auch Themen, die junge Erwachsene am Oberrhein bewegen. Dies hat der Runde Tisch der Jugend zum Klimaschutz – organisiert von der Regio Basiliensis und dem Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt – am 6. September 2022 wieder eindrücklich gezeigt: Die junge Generation ist motiviert und bereit, ihren Beitrag zu leisten. Unterstützen wir sie dabei, indem wir gemeinsam Handeln und Verantwortung wahrnehmen!