News Regio-Interview

14.12.2021

Regio-Interview - Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch

Acht Fragen an Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki, Rektorin der Universität Basel

Was ist Ihre Verbindung zur Dreiländerregion am Oberrhein?

Ich darf seit sechs Jahren die traditionsreichste und eine der forschungsstärksten Universitäten der Schweiz leiten. Seit ihrer Gründung im Jahr 1460 pflegt die Universität Basel gute Beziehungen zu den oberrheinischen Universitäten, und diese Beziehungen haben auch heute noch Bestand.

Welche Chancen und Herausforderungen bietet die Grenzlage für die Universität Basel?

Die Grenzregion verfügt über ein unglaublich reiches Ökosystem an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und grossen Firmen in den Bereichen Life Sciences und Med-Tech. Dieses Ökosystem ermöglicht interessante und vielfältige Forschungskooperationen, wie sie in Europa an anderen Orten nur bedingt möglich sind.

Die Universität Basel beteiligt sich rege an dem EU-Förderprogramm Interreg Oberrhein. Wo sehen Sie den Mehrwert eines solchen grenzüberschreitenden Förderprogrammes?

Für uns ist das Förderprogramm Interreg Oberrhein sehr wichtig, weil es uns erlaubt, in verschiedenen Bereichen intensiv mit unseren oberrheinischen Partneruniversitäten und weiteren Akteuren zusammenzuarbeiten. Viele der Interreg-Projekte der letzten Jahre haben zur Herausbildung der strategischen Schwerpunkte von «Eucor – The European Campus» beigetragen, wie zum Beispiel Personalized Health – Precision Medicine oder Sustainability.  

Die Universität Basel pflegt enge Beziehungen zu weiteren oberrheinischen Universitäten, vor allem im Rahmen von «Eucor – The European Campus». 2020 wurden sie zur Präsidentin des Verbundes gewählt. Welches sind die Ziele und Aktivitäten Ihrer Präsidentschaft? 

Das Ziel meiner Präsidentschaft ist die Entwicklung und Umsetzung einer gemeinsamen Strategie, welche auf den Strategien der einzelnen Universitäten basiert. Dies soll zu einer Stärkung unseres Verbundes beitragen und den Mehrwert von «Eucor – The European Campus» für die Studierenden und Forschenden weiter erhöhen. Sehr am Herzen liegt mir auch unser Projekt «Bio-Campus Oberrhein», welches die Innovationskraft am Oberrhein stärken und sichtbar machen soll.

Langfristig streben wir gemeinsam mit den Partneruniversitäten an, dass der Oberrheinraum durch die europäische Zusammenarbeit in Forschung und Lehre als Forschungsstandort mit internationaler Ausstrahlung an Bekanntheit und dadurch an Attraktivität für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende sowie Unternehmen gewinnt.

Welche Rolle spielen für die Universität Basel Horizon Europe und Erasmus+ sowie generell die Bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU?

Horizon Europe ist nicht für die Universität Basel, sondern für alle Universitäten in der Schweiz neben dem Nationalfonds das wichtigste Förderprogramm überhaupt. Aber es geht nicht nur ums Geld, es geht auch darum, in einem der grössten Forschungswettbewerbe mitzumachen, in dem sich die herausragendsten Talente messen. Ich bedaure es ausserordentlich, dass es unserer Landesregierung bis heute nicht gelungen ist, das Problem der Nicht-Assoziierung für den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz zu lösen.

Die Europäische Kommission unterstützt seit Anfang 2021 das Projekt «EURIdoc» von «Eucor – The European Campus», welches ein neues Doktorandenprogramm in der Immunologie ermöglicht hat. Welche Chance bietet dies? Und wie läuft das Programm? 

«EURIdoc» ist bereits das zweite Doktorandenprogramm, das «Eucor – The European Campus» bei der EU einwerben konnte, nach «QUSTEC» im Bereich Quantenwissenschaften im Jahre 2019. Durch «EURIdoc» konnten 28 Stellen für Doktorierende an fünf Einrichtungen in drei Ländern geschaffen werden, die alle durch ein gemeinsames Doktoratsprogramm verbunden sind. Dadurch erhält die Forschung in der Immunologie am Oberrhein einen entscheidenden Schub. Ausserdem haben wir unsere internationale Attraktivität bewiesen: Es gingen etwa 270 qualifizierte Bewerbungen aus der ganzen Welt ein. «EURIdoc» ist regional verankert – auch in der Wirtschaft – und global sichtbar. 

Welches sind aus Ihrer Sicht die drei Begriffe, welche am geeignetsten das Potenzial der grenzüberschreitenden Kooperation für die Universität Basel zusammenfassen?

Gute Freunde – gleiche Werte – einzigartiges Ökosystem in den Bereichen Forschung und Innovation

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Universität Basel?

Weiterhin eine gute Unterstützung der Trägerkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, den Support der Gesellschaft sowie erfolgreiche und hochmotivierte Forschende und Lehrende, die das Beste für die Studierenden und für die Gesellschaft wollen! 

Herzlichen Dank für das Interview! 

Fotoquelle: Universität Basel. 

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