News Regio-Interview
15.05.2024
Regio-Interview – Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch
Fünf Fragen an Sandra Andris-Ogorka, Mitarbeiterin in der Abteilung Luftqualität des Lufthygieneamts beider Basel und Projektverantwortliche auf Schweizer Seite für das Interreg-Projekt Atmo-Rhena PLUS
Frau Andris-Ogorka, was ist das Ziel des Projekts Atmo-Rhena PLUS?
Ziel des Projekts ist es, vergleichbare und quantifizierbare Daten zur Überwachung der Luftqualität, sowie zu Klima- und Energieindikatoren in der Oberrheinregion bereitzustellen. Diese Daten sollen politische und gesellschaftliche Entscheidungstragende sowie die Bevölkerung am Oberrhein ermutigen, gemeinsam gegen die Auswirkungen des Klimawandels und der Luftverschmutzung vorzugehen.
Welche Massnahmen Ihres Projektplans konnten Sie bereits umsetzen?
Im April des letzten Jahres hat das Kick-off Meeting für das Projekt in Strasbourg stattgefunden. Seither arbeiten wir daran Luft-, Klima- und Energiedaten zusammenzutragen, um eine grenzüberschreitende Datenbank für den Oberrhein aufzubauen sowie diverse Informationsbroschüren für Entscheidungstragende und die Bevölkerung zu erstellen. Einige Broschüren befinden sich kurz vor Fertigstellung und werden voraussichtlich im Mai publiziert. Es wird zum Beispiel eine Broschüre über die Ammoniakbelastung in der Luft sowie eine über Russ am Oberrhein geben. Des Weiteren wurden in Basel Abgasmessungen an rund 50'000 vorbeifahrenden Fahrzeugen durchgeführt. Die Erkenntnisse aus dieser Messkampagne wurden ebenfalls in einer Broschüre zusammengetragen.
Am 16. Mai 2024 findet ausserdem eine grosse Veranstaltung, unser Zwischenkolloquium statt. Dort wird das Projekt und dessen Ergebnisse von beteiligten Fachpersonen vorgestellt.
Können Sie ein Zwischenfazit ziehen?
Die Zusammenarbeit mit den deutschen und französischen Kolleginnen und Kollegen ist sehr effizient und ergiebig. Wir stehen in ständigem Austausch und treffen uns regelmässig online oder persönlich, um gemeinsam an den Erhebungen für die Datenbank, den einzelnen Broschüren oder an der Planung des Projektes zu arbeiten. Die oben erwähnten Ergebnisse und Publikationen stimmen uns für den weiteren Projektverlauf zuversichtlich.
Wo sehen Sie im nächsten Projektjahr besondere Herausforderungen in der Umsetzung Ihres Projekts?
Wie bereits während der letzten Interreg-Projekte festgestellt, liegt eine grosse Herausforderung darin, die von Land zu Land unterschiedlichen Messmethoden und Grenzwerte bei der Datenauswertung zu berücksichtigen. Schliesslich sollen für alle Partner nutzbare Schlussfolgerungen aus den Daten gezogen werden.
Ausserdem ist eine Broschüre geplant, welche sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung am Oberrhein befassen wird. Dafür werden zusätzlich zu den Luftschadstoffdaten auch Gesundheitsdaten verwendet. Dies bedeutet wiederum, dass viele Daten benötigt werden, welche zuerst zusammengetragen und dann harmonisiert werden müssen.
Was ergeben Ihre Messungen und welche Schlussfolgerungen für die Luftqualität am Oberrhein kann man daraus ziehen?
Im Projekt Atmo-Rhena PLUS werden sowohl Daten aus bereits bestehenden Messnetzen ausgewertet als auch eigene Messungen durchgeführt. Aus bestehenden Messnetzen konnte zum Beispiel festgestellt werden, dass die Ammoniak Jahresgrenzwerte für den Schutz von empfindlicher Vegetation grösstenteils überschritten werden. Ammoniak schadet zum einen den Pflanzen und trägt zum andern zur Bildung von Feinstaub bei. Dieser wiederum kann negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Es ist also auch für uns von Interesse, die Werte so niedrig wie möglich zu halten.
In Bezug auf Russ ist über die letzten 20 Jahre durch die Einführung der Partikelfilter eine klare Reduktion der atmosphärischen Konzentrationen zu erkennen. Da dieser vorwiegend aus der Verbrennung von fossilen Treibstoffen und Holz stammt, sind die Messungen stark von der Umgebung der Messstelle abhängig. So werden an verkehrsnahen und urbanen Stationen beispielsweise die höchsten Konzentrationen an Russ registriert.
Die Messungen zeigen, dass sich die Luftqualität in den letzten dreissig Jahren deutlich verbessert hat. Es wird aber weitere Anstrengungen benötigen, um beispielsweise die Ozon- oder Russbelastung weiter zu reduzieren.
Aktuell werden auch eigene Messungen im Rahmen von Atmo-Rhena PLUS durchgeführt. In Frankreich und Deutschland werden ultrafeine Partikel (UFP)-Messungen durchgeführt, um weitere Erkenntnisse zu dieser noch wenig erforschten Fraktion des Feinstaubs zu erhalten.
Herzlichen Dank für das Interview.
Atmo-Rhena PLUS ist ein von der Europäischen Union kofinanziertes Interreg-Projekt für das Oberrheingebiet, welches dem Klimawandel und der Luftverschmutzung am Oberrhein entgegenwirken möchte. Dafür werden im Rahmen des Projekts vergleichbare und quantifizierbare Daten zur Überwachung der Luftqualität bereitgestellt. Die Teams der beteiligten Länder arbeiten an drei sich ergänzenden und voneinander abhängigen Bereichen: Luftqualität, Treibhausgase und Energie. Das Projekt läuft bis zum 31. Dezember 2025. Weitere Informationen finden Sie in der Projektdatenbank der IKRB.