News Regio-Standpunkt

12.04.2022 / Regio-Standpunkt Nr. 28

Mit Interreg den Oberrhein gestalten und weiterentwickeln

Dank dem Förderprogramm Interreg profitiert der trinationale Oberrhein seit 30 Jahren von Mitteln aus der Europäischen Union und der Schweiz. Interreg ist aber mehr als ein Finanzierungsinstrument für grenzüberschreitende Projekte. Es unterstützt die regionalen Akteure dabei, gemeinsame Strategien und Konzepte über die langfristige Entwicklung des trinationalen Wirtschafts- Wissens- und Lebensraums zu entwickeln und zu adressieren. 
 
Die Kohäsionspolitik trägt zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Beziehungen bei. Sie leistet einen Beitrag zur Stärkung der europäischen Wirtschaftskraft und Integration. Seit Beginn von Interreg haben Akteure am Oberrhein von der EU und der Eidgenossenschaft im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) mehr als 280 Mio. Euro Fördermittel erhalten, mit welchen 470 bi- und trinationale Projekte umgesetzt werden konnten. Exemplarisch können hier die Beratungsstelle INFOBEST PALMRAIN, der Studiengang Mechatronik, der Museums-Pass-Musées, das Euregio-Zertifikat, das Gesundheitskompetenzzentrum TRISAN, das Klima- und Energienetzwerk TRION und die Begegnungsprojekte genannt werden. Sie alle tragen dazu bei, dass Hürden über die Grenzen abgebaut wurden, die Region gesamthaft an Attraktivität und Lebensqualität gewonnen hat und der Zusammenhalt über Grenzen gewachsen ist.
 
Um Fördermittel für die neue Programmperiode 2021-2027 in Brüssel zu beantragen, mussten die Programmpartner – darunter die Nordwestschweizer Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Jura und Solothurn – vorgängig eine Raumanalyse zu den Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken zuhanden der EU-Kommission erstellen. Darin mussten sie kurz und bündig die grenzüberschreitenden Herausforderungen, die ungenutzten Potenziale sowie die anvisierten thematischen Schwerpunkte benennen. Schon allein die trinationale Auseinandersetzung zu Regionalentwicklungsfragen und das Formulieren von Entwicklungszielen ist ein Mehrwert für die Region, da sie sich ihrer ungenutzten Potenzialen bewusst wird. Verbunden mit dem politischen Willen der staatlichen Partner, die entsprechenden finanziellen Mittel bereitzustellen, bildet die Entwicklungsstrategie ein zentraler Erfolgsfaktor für eine gute und nachhaltige grenzüberschreitende Kooperation.

Viele langfristige Trends wie künstliche Intelligenz, personalisierte Medizin, Big Data sowie Herausforderungen in den Bereichen Demographie, Klima und Energie, Migration sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt können mit dieser Gesamtstrategie vorausschauend, aktiv und gemeinsam angegangen werden. Die Grenzlage am Oberrhein muss dank Interreg dabei nicht mehr länger als Nachteil empfunden werden – im Gegenteil! Zum einen können Unternehmen und die Wissenschaft von den unterschiedlichen Bedingungen in verschiedenen Ländern profitieren. Zahlreiche Gründe, die etwa für Direktinvestitionen im Ausland sprechen, gelten auch für ein Engagement in einer Grenzregion. Zum anderen können Grenzregionen aber auch von den besonderen Chancen räumlicher Nähe profitieren: Sie können zur Plattform grenzüberschreitender Kooperations- und Innovationsnetzwerke werden.

Eine weitere Voraussetzung besteht in der Bereitschaft der Organisationen und der Menschen am Oberrhein, Wissen zu teilen, Kompetenzen zu fördern und die vorhandenen Ressourcen und Potenziale gemeinsam zu nutzen. Durch die über 30-jährige Erfahrung von Interreg am Oberrhein weiss eine Vielzahl von Akteuren um den Mehrwert der projektorientierten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Im Bewusstsein, dass

  • Interreg das Hauptinstrument zur Unterstützung der schweizerischen grenzüberschreitenden Strategie in den Gremien am Oberrhein ist,
  • durch Interreg die Zusammenarbeit stärker strukturiert werden kann,
  • Interreg als Instrument betrachtet werden kann, um leichter und schneller auf grenzüberschreitende Grossereignisse wie Natur- und Technologiekatastrophen zu reagieren (die Erfahrungen aus der Coronapandemie zeigen Lösungen und Potenziale auf, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bietet) und
  • Interreg ein äusserst wirksames und unersetzliches Instrument für die konkrete Umsetzung von Kooperationsprojekten der Nordwestschweizer Partner mit dem benachbarten europäischen Ausland ist,

setzte sich die Regio Basiliensis nicht nur für das Programm Interreg ein, sondern machte sich auch erfolgreich für einen Ausbau seiner Funktion als Interkantonale Koordinationsstelle (IKRB) bei der Initiierung und Begleitung von Interreg-Projekten mit Nordwestschweizer Beteiligung stark. Dank innovativer und zukunftsweisender Projekte kann die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein in ihrer grossen Vielfalt weiterentwickelt und die nachbarschaftlichen Beziehungen vertieft und gefestigt werden. Interreg ist somit ein lebender Beweis für das gute und erfolgreiche Funktionieren des «Europa im Kleinen». Nutzen wir es!

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Dieser Regio-Standpunkt erschien im Rahmen des Sondernewsletters der Regio Basiliensis vom April 2022 zu Interreg Oberrhein.

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