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20.12.2023 / Regio-Standpunkt Nr. 34

Grenzüberschreitende Berufs- und Weiterbildung für eine vernetzte Zukunft

Der Oberrhein als pulsierendes Zentrum der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hebt sich nicht nur durch wirtschaftliche Dynamik hervor, sondern auch durch eine vielfältige Bildungslandschaft. Schon lange kooperieren die verschiedenen Arbeitsmarkt- und Bildungsakteure der Region und können so die gemeinsamen Herausforderungen besser bewältigen.

Fachkräftemangel und die Rolle grenzüberschreitender Berufsbildung

Während in der Vergangenheit auch schon Themen wie Jugendarbeitslosigkeit auf den Traktandenlisten der grenzüberschreitenden Gremien standen, sind heute alle drei Regionen am Oberrhein von einem Fachkräfte- beziehungsweise Arbeitskräftemangel betroffen. Auch wenn es die Lohnunterschiede zwischen den drei Ländern den Nordwestschweizer Unternehmen noch immer leichter machen, Stellen zu besetzen, ist der Mangel an qualifizierten Kräften eine grenzüberschreitende Herausforderung, die es gemeinsam zu lösen gilt. Ein Schlüssel könnte hierfür die grenzüberschreitende Berufsbildung sein. Entsprechende Programme können dazu beitragen, den Arbeitsmarkt auf beiden Seiten der Grenze mit gut ausgebildeten Fachkräften zu versorgen. Gleichzeitig wird vermieden, dass eine Konkurrenz zwischen den Regionen entsteht. 

Die Zusammenarbeit in der Berufsbildung ermöglicht es, die Stärken jeder Region zu nutzen und gleichzeitig voneinander zu lernen. Durch den Fokus auf spezialisiertes Wissen, interkulturelle Kompetenz und flexible Qualifizierungsangebote kann die Region als einheitlicher Akteur auf dem globalen Arbeitsmarkt auftreten. Die Förderung von grenzüberschreitenden Bildungsinitiativen zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region zu stärken und ihr Potenzial als international anerkannter und gefragter Standort zu festigen.

Letztlich geht es darum, die Stärken der verschiedenen Regionen zu einem umfassenden Vorteil zu vereinen. Dieser kooperative Ansatz ebnet den Weg für eine gemeinsame Präsenz auf dem globalen Markt, auf dem Fachkräfte immer wertvoller werden. Als mögliche Massnahme kommen grenzüberschreitende Qualifizierungsangebote in Betracht, die die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einer zukunftsträchtigen Branche weiterbilden und den grenzüberschreitenden Arbeits-markt bereits im Blick haben. 

Bereits bestehende Kooperationsgefässe nutzen und weiterentwickeln

Die jahrzehntelange Kooperation im Bereich Bildung hat etliche Initiativen und Kooperationen hervorgebracht. Zu erwähnen sind insbesondere die über 30 bi- und trinationalen Studiengänge, die die Absolventinnen und Absolventen bestens für die Spezifika der grenzüberschreitenden Region sensibilisieren. 

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels geht es im Aus- und Weiterbildungsbereich zudem darum, auch andere Potenziale zu nutzen. Zum Beispiel jenes von erwachsenen Quer- oder Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger. Hier ist die digitale Plattform TRIFOB ein wichtiges Instrument in der trinationalen Region. Dort werden die verschiedenen Weiterbildungsangebote aufgeführt und Interessierte können sich so über Angebote im Nachbarland informieren. 

Weiter bietet das Euregio-Zertifikat Auszubildenden sowie Berufsschülerinnen und Berufsschülern die Chance, durch ein mindestens vierwöchiges Praktikum berufliche Erfahrung im benachbarten Ausland bereits während der Ausbildung zu sammeln.

Neben der reinen Mobilität sollten auch Ausbildungspartnerschaften initiiert, gemeinsame Lehr- und Lernmittel erstellt, Lernleistungen wechselseitig anerkannt sowie die Möglichkeit geschaffen werden, Bildungseinrichtungen dies- und jenseits der Grenzen zu nutzen. Eucor – the European Campus macht das auf universitärer Ebene schon vor. Auf der Ebene der Hochschulen für angewandte Wissenschaften hat sich die trinationale Allianz TriRhena-Tech etabliert.

Für die Integration der Arbeitsmärkte sowie die Förderung der beruflichen Mobilität in Europa spielt EURES eine wichtige Rolle. Aufgabe des EURES-Netzwerkes ist die grenzüberschreitende Information, Beratung und Vermittlung für Arbeitskräfte und Arbeitgebende. 

Mehrsprachigkeit als Schlüssel für eine erfolgreiche Laufbahn in der Grenzregion 

Am deutsch-französisch-schweizerischen Oberrhein ist Mehrsprachigkeit nicht nur ein Pluspunkt, sondern eine Schlüsselkompetenz. Damit die Region auch in Zukunft eine dynamische Wirtschaftsregion bleibt, müssen die Sprachkompetenzen der Bevölkerung gestärkt werden. Die Französischkenntnisse in Deutschland und der Schweiz gehen ebenso zurück wie die Deutschkenntnisse im Elsass. Dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist erklärtes Ziel aller Gebietskörperschaften am Oberrhein und ein positiver Nebeneffekt aller Austauschaktivitäten im Rahmen der beruflichen Weiterbildung – die es aus diesem Grund weiter zu stärken gilt. Dabei spielen innovative pädagogische Konzepte, die den Erwerb von Fach-, Sozial- und Sprachkompetenz sowie interkulturelle Kompetenz bei Jugendlichen und Erwach-senen fördern eine wichtige Rolle.  

Zukunftsfähigkeit der Oberrheinregion

Für die Zukunftsfähigkeit der Oberrheinregion gilt es im Bereich der Berufs- und Weiterbildung, die grenzüberschreitende Vernetzung weiter auszubauen, um sich als wettbewerbsfähige und innovationsstarke Region langfristig zu positionieren. Ziel der Weiterentwicklung der Wissens- und Innovationsregion am Oberrhein muss daher sein, Bildung, Forschung und Wirtschaft durch Partnerschaften stärker zu vernetzen und neue grenzüberschreitende Schlüsselprojekte zu entwickeln sowie die Realisierung grenzüberschreitender Kooperationsmodelle voranzutreiben. Zu-gleich gilt es, die Voraussetzungen dafür zu verbessern, wie insbesondere die Mo-bilität und interkulturelle Kompetenzen.

Die Regio Basiliensis fordert eine bessere Kommunikation über Ausbildungsangebote und Mobilitätsmassnahmen in der Berufs- und Weiterbildung am Oberrhein sowie über die Vergleichbarkeit und Anerkennung der Berufsabschlüsse. Es braucht Information zu Weiterbildungen und Gegenüberstellungen von Berufen und Qualifikationen der drei Länder. Die Plattform TRIFOB kann hierzu als Beispiel dienen. Unternehmen, Praktikerinnen und Praktiker, Akteure in der Berufsbildung am Oberrhein, Arbeitsverwaltungen und Lernende müssen für die grenzüberschrei-tenden Berufsbildung mobilisiert werden und die Verfahren zur Anerkennung der Diplome und Berufsqualifikationen müssen erleichtert werden.

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