News Regio-Standpunkt

29.07.2022 / Regio-Standpunkt Nr. 29

Gemeinsam für einen erfolgreichen Arbeitsmarkt am Oberrhein

Der gemeinsame Arbeitsmarkt ist für die Grenzregion am Oberrhein mit seinen 100'000 Grenzgängerinnen und Grenzgängern von besonderer Bedeutung. Die Unterschiede im Bereich der Berufsbildung und der Bildung, in der Sozialversicherung oder in der Besteuerung führen zu Bruchstellen und entsprechenden Unsicherheiten. Die Regio Basiliensis hat in Gesprächen mit Akteuren aus Wirtschaft und Bildung den Handlungsbedarf analysiert und macht Vorschläge für eine Weiterentwicklung.

Mit einer Erwerbstätigkeit im Nachbarland sind komplizierte und ständig verändernde rechtliche, verwaltungstechnische, soziale und wirtschaftlichen Aspekte verknüpft. Dies führt zu einem entsprechenden Informations- und Koordinationsbedarf über die Grenzen hinweg. Der Grad der grenzüberschreitenden Arbeitsmarktmobilität ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Hier spielt der unterschiedliche Bedarf nach Arbeitskräften und die unterschiedliche Höhe der Saläre eine wichtige Rolle. Gut entwickelte, regionale und grenzübergreifende Verkehrsverbindungen sowie gute Kenntnisse der Sprache des Nachbarlandes sind ebenfalls wichtige Faktoren, die sich positiv auf die Arbeitsmarktmobilität auswirken. Mehr noch – auch Differenzen in den Wohn- und/oder Lebenskosten können Einfluss auf die grenzüberschreitende berufliche Mobilität ausüben.

Ein nachhaltiges und auf Wissen basierendes Wirtschaftswachstum am Oberrhein hängt wesentlich vom Aufbau und der Aufrechterhaltung einer starken Arbeitskräftepotentials und eines grenzüberschreitenden und integrierten Arbeitsmarkts ab. Zudem ist der Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften ein ernstes Problem. Unsere Dreiländerregion muss entsprechend aktiv werden, um gemeinsam das regionale Potenzial an Arbeitskräften nutzbar zu machen, wenn sie ihr Wachstum in der Zukunft sicherstellen möchten. Das Ziel muss es sein, die bestehenden Potentiale in der Region zu aktivieren und zu entwickeln und innovative Lösungsansätze zu unterstützen. 

Trotz des bisherigen Leistungsausweises in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind wir mit der konsequenten, breit angelegten Vernetzung aller Akteure aus Wirtschaft, Bildung, Forschung und Innovation am Oberrhein zum Thema Arbeitsmarkt noch nicht am Ziel angelangt. Für die Zukunftsfähigkeit der Region am Oberrhein gilt es deshalb, diese Vernetzung weiter auszubauen und so das notwendige Potential des Arbeitsmarkts trinational langfristig abzusichern. Dabei gilt es Massnahmen und Projekte nach Möglichkeit im Rahmen von Interreg Oberrhein 2021-2027 umzusetzen.

Es kann festgestellt werden, dass der sich wandelnde Arbeitsmarkt am Oberrhein Arbeitnehmende und Arbeitgebende vor Herausforderungen stellt und sich gleichzeitig Chancen ergeben. So gibt es noch immer Vorurteile und praktische Hindernisse, die auf regionaler Ebene normalerweise nicht gelöst werden können und auf nationaler Ebene keine Priorität haben. Chancen bieten sich durch neue Methoden, Ansätze und Ideen. Grenzüberschreitend ist es wichtig, Erfahrungen austauschen und neue Wege zu finden, um gemeinsam Unternehmertum, Innovationskraft und Wachstum zu fördern. 

Die Regio Basiliensis sieht den Handlungsbedarf, eine gemeinsamen Ausbildungs- und Arbeitsmarktstrategie für die trinationale Grenzregion am Oberrhein zu entwickeln. Der Vorstand schlägt dazu folgende Massnahmen vor: 

  1. Die Stärkung des Dialogs der Wirtschaft mit Bildungsakteuren. 
  2. Eine Vereinfachung der Anerkennung von Berufsabschlüssen als eine wirksame Massnahme gegen den Fachkräftemangel und die Einführung von regional gültigen grenzüberschreitenden beruflichen Qualifizierungen und Anerkennungen. 
  3. Die Entwicklung einer fortlaufenden Analyse der Demografie sowie der Arbeitsmarkt- und Migrationsströme.
  4. Die Stärkung und Förderung der Mehrsprachigkeit für einen verbesserten Zugang zum Arbeits- und Bildungsmarkt in den Nachbarländern.
  5. Eine Positionierung der Region am Oberrhein als attraktiven Arbeitsmarkt im europäischen und globalen Wettbewerb, um Fachkräfte gewinnen zu können.
  6. Den Ausbau der Kooperation und der Vernetzung von Weiterbildungsanbietern.
  7. Die Verstärkung des grenzüberschreitenden Wissens- und Technologietransfers mit dem Ziel eines innovationsfähigen Arbeitsmarkts.
  8. Den Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen, insbesondere des öffentlichen Verkehrs, als Grundlage für die Mobilität in den Bereichen Arbeit und Bildung.
  9. Die verstärkte Kommunikation und Vermittlung der Chancen des grenzüberschreitenden Arbeitsmarkts am Oberrhein in der Öffentlichkeit und insbesondere gegenüber den jüngeren Generationen.

Die Regio Basiliensis richtet diese Handlungsempfehlungen an die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Bildung am Oberrhein und bietet an, bei deren Konkretisierung und Umsetzung zu unterstützen und mitzuwirken.

Als PDF downloaden

Zurück