News Verkehr und Mobilität
29.10.2024
Elsass plant eigene Lkw-Maut
Tausende Lkw umgehen täglich im Elsass die deutsche Maut. Mit einer eigenen Gebühr will die französische Grenzregion diesen Ausweichverkehr künftig eindämmen.
Die Collectivité européenne d'Alsace (CeA) beschloss am 21. Oktober 2024 auf rund 200 Kilometern mautfreier Strecke ab Ende 2026 Streckengebühren für Lkw zu erheben. Der Beschluss gilt für die linksrheinische Autobahn A35, die von Lauterburg bei Karlsruhe an Strasbourg vorbei über Colmar und Mulhouse bis zur Schweizer Grenze bei Basel verläuft. Auch zwei Landstrassen, die nördlich von Strasbourg die Verbindung zwischen der A35 und der deutschen Rheintalautobahn A5 bei Achern und Baden-Baden herstellen, sollen mautpflichtig werden, ebenso wie die A36 vom Autobahndreieck Neuenburg am Rhein bis Mulhouse. Von allen Besteuerungsoptionen (Vignetten, Maut und Steuern) beurteilte die CeA die kilometerabhängige Lkw-Steuer als die für das Gebiet am besten geeignete Lösung.
Seit Anfang 2022 verfügt die Gebietskörperschaft über die Kompetenz, eine eigene Gebühr für den Lkw-Transit zu erheben. Mit der Massnahme soll die Zahl der Fahrzeuge reduziert werden, die täglich auf grenznahe französische Autobahnen ausweichen, um der deutschen Lkw-Maut zu entgehen. Seit der Erhöhung der deutschen Autobahnmaut Ende vergangenen Jahres sei die Zahl der Lkw, die auf Frankreich auswichen, noch einmal angestiegen: Rund 12’000 schwere Nutzfahrzeuge rollten über die betroffenen Autobahnabschnitte. Die 2005 eingeführte deutsche Schwerverkehrsabgabe (Lkw-Maut) hat zu einer erheblichen Verlagerung des Lkw-Transitverkehrs auf die elsässische Nord-Süd-Achse geführt. Dieser Trend hat sich seit Anfang 2024 aufgrund einer deutlichen Erhöhung (+ 80 %) der deutschen Lkw-Maut noch verschärft. Seit Anfang 2024 ist auf der A35-Achse eine zusätzliche Verschiebung von 1’470 Transit-Lkw pro Tag im Vergleich zu 2023 festzustellen. Anders als grosse Teile des französischen Autobahnnetzes ist die A35 im Elsass bislang mautfrei, da sie unter staatlicher Zuständigkeit steht und nicht von einer der Autobahngesellschaften betrieben wird.
Die genauen Modalitäten für den «R-Pass», wie die neue Lkw-Maut heissen soll, müssen allerdings erst noch ausgearbeitet werden. Im Gespräch ist bislang eine Gebühr von durchschnittlich 15 Cent pro Kilometer. Mit dem deutlich unter der deutschen Maut liegenden Tarif sollen die Belastungen für elsässische Lkw begrenzt werden, die von der neuen Maut nicht ausgenommen werden dürfen. Durch die zu erwartenden Einnahmen soll unter anderem der sechsspurige Ausbau der A35 zwischen Colmar und Sélestat finanziert werden.