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12.02.2019 / Regio-Standpunkt Nr. 16

Digitalisierung: Ein unaufhaltsamer Wandel als Chance – auch am trinationalen Oberrhein

Die Digitalisierung verändert wie wir leben und wie wir arbeiten. Umso wichtiger ist es, diesen Wandel nachhaltig im Dialog zu gestalten. Die Grenzregion am Oberrhein mit ihren unterschiedlichen Ansätzen in den drei Ländern ermöglicht Wissenstransfers und gegenseitiges Lernen.

Wie wir arbeiten, wie wir Musik hören, wie regiert wird – die Digitalisierung verändert unser Leben auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Ebene. Die Digitalisierung krempelt alle Lebensbereiche um. Das gilt selbstverständlich auch für die Wirtschaft: «Internet of Things», «Industrie 4.0» oder schlicht «Wirtschaft 4.0» lauten hier die Schlagworte. 

Die Schweiz stand im Jahr 2018 im «IMD World Digital Competitiveness Ranking» auf dem 5. Platz hinter den USA, Singapur, Schweden und Dänemark. Was die Nachbarländer am Oberrhein betrifft, so liegt Deutschland in diesem Ranking auf Platz 18 und Frankreich auf Platz 26. In beiden Ländern gibt es Aufholbedarf bei der Infrastruktur und zwar insbesondere beim Glasfaserausbau. Zudem hat die Integration von Digitaltechniken durch die Wirtschaft noch Potential. Viele, vor allem kleinere Unternehmen, weisen einen nur sehr geringen Digitalisierungsgrad auf. Der Grund dafür liegt in einem Mangel an Fachkräften. 

Wie wichtig und gleichzeitig schwierig die Herausforderungen der Digitalisierung sind, zeigen zwei aktuelle Beispiele aus Baden-Württemberg und dem Elsass. 

In Deutschland soll mit dem «Digitalpakt Schule» fünf Milliarden Euro für die Ausstattung von Schulen mit WLAN, teilweise auch Laptops und Tablets, sowie digitalen Lerninhalten zur Verfügung gestellt werden. Doch die Länder, insbesondere auch Baden-Württemberg, bremsen den Bund aus, denn sie sehen ihre Hoheit über Bildungsthemen in Gefahr. Dies vor allem, weil für die Finanzspritze das Grundgesetz geändert werden soll und der Bund damit dauerhaft mehr Einflussmöglichkeiten bekäme.

Im Elsass hat die Irfa Est, eine 1974 in Mulhouse gegründete Ausbildungsorganisation, die jedes Jahr 4’500 Arbeitssuchende, Jugendliche und Mitarbeitern aus- und weiterbildet, Ende letzten Jahres die «Fabrique 43» eröffnet. Ziel ist es, sich den digitalen Herausforderungen zu stellen, um neue Lernformen und Bildungsinhalte zu vermitteln. Vor Ort können Lernende aus allen Lebensbereichen ihren Video-Lebenslauf erstellen, kleine Website-Präsentation online stellen, einen 3D-Drucker verwenden oder in konkrete Projekte investieren. Die Herausforderung des Projekts «Fabrique 43» wird es sein, die Jugendlichen an diese neuen Weiterbildungsangebote heranzuführen und den Unternehmern die Chancen aufzuzeigen.

Die digitalen Technologien bieten neue Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen: von einer älter werdenden Bevölkerung über das Gesundheitswesen, zu intelligenten Transportmitteln, Sicherheit, Energiewesen und Umweltschutz. Dabei ist der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Digitalisierung massgeblich davon abhängig, inwieweit möglichst breite Bevölkerungskreise imstande sind, die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Vernetztes Denken, Flexibilität, Agilität und Lernbereitschaft sind von entscheidender Bedeutung. Dafür müssen aber Umfeld und Rahmenbedingungen geschaffen werden, was vielerorts einen Denk- und Kulturwandel bedeutet. 

Die Grenzregion am Oberrhein kann mit ihrer langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit gerade im Bereich der Digitalisierung als eine gute Plattform für den Erfahrungsaustausch und den Transfer von Know–How dienen. In allen drei Ländern stellt sich die Frage der Digitalisierung, aber jeweils unter anderen Vorzeichen und mit anderen Lösungsansätzen. Ein gutes Beispiel ist hierfür das Interreg-Projekt Upper Rhine 4.0, welches KMU durch ein grenzüberschreitendes Netzwerk in deren Prognose- und Anpassungsprozessen begleitet und unterstützt. Dabei werden die Entwicklung und Integration technologischer, struktureller, organisatorischer und wissenschaftstransferbezogener Lösungen gefördert. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert ganz nach dem altbewährten Motto „Voneinander Lernen – Miteinander Leben – Füreinander Dasein“.

Kontakt:
Regio Basiliensis, Dr. Manuel Friesecke, Geschäftsführer, Tel. 061 915 15 15,
E-Mail: info@regbas.ch

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