News Bildung, Forschung und Innovation

21.04.2021

Die Zukunft der Bildungs- und Forschungszusammenarbeit mit der EU

Im April wird der Bund mit der Europäischen Union voraussichtlich die Verhandlungen zum EU-Forschungsabkommen Horizon Europe aufnehmen. Es geht um die Frage einer fortgesetzten Assoziierung der Schweiz an diesem für hiesige Forschende wichtigen Rahmenprogramm. Zu Erasmus+, dem europäischen Programm für allgemeine und berufliche Bildung, wird der Bundesrat im ersten Halbjahr 2021 dem Parlament einen Bericht über den Stand des Dossiers und die weiteren Schritte unterbreiten. 

Die internationale und insbesondere europäische Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung und Bildung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für den Schweizer Forschungs- und Wissenschaftsstandort. Für die Schweizer Hochschulen ist die Teilnahme an den Programmen der Europäischen Union von zentraler Bedeutung. Horizon Europe 2021-2027 ist die Fortsetzung des unter dem Titel Horizon 2020 laufenden 8. Rahmenforschungsprogramm, an dem die Schweiz seit 2017 vollständig assoziiert war. Die Schweiz beteiligte sich bisher erfolgreich am EU-Forschungsprogramm: Seit Beginn des 3. Rahmenprogramms sind der Schweizer Forschung rund 6 Mrd. Franken an Fördermitteln zugeflossen. Das ist mehr, als die Schweiz je an Beiträgen eingezahlt hat. Die europäischen Rahmenprogramme sind aus finanzieller Sicht hinter dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) die zweitwichtigste öffentliche Förderquelle für inländische Forschende. Im Rahmen von Horizon 2020 wurde beispielsweise EURIdoc gefördert, ein interdisziplinäres Doktorandenprogramm am Oberrhein im Bereich der Immunologie. Es umfasst 28 Promotionsstellen für junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt, welche an der Universität Basel, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, dem Karlsruher Institut für Technologie, der Université de Strasbourg und dem Universitätsklinikum Freiburg angesiedelt sind. Kernthemen sind die Blutbildung und die Entwicklung des Immunsystems, angeborene und adaptive Immunität sowie Immunerkrankungen. 

Die gesetzlichen Grundlagen und die konkrete Ausgestaltung des Programms Horizon Europe werden zurzeit von den zuständigen Institutionen auf EU-Ebene finalisiert. Die Schweiz ist als Nicht-EU-Mitglied nicht in diese Beratungen involviert. Die Beteiligung der Schweiz an den EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation ist Teil der Bilateralen Abkommen I zwischen der Schweiz und der EU von 2002, zu denen neben der Forschungszusammenarbeit auch die Personenfreizügigkeit gehört. Sie stellt kein Marktzugangsdossier dar und ist deshalb losgelöst von der Frage eines institutionellen Rahmenabkommens zu betrachten. Die Schweiz erwartet daher die Teilnahme an Horizon Europe und setzt sich dafür ein.

Auch wenn die Verhandlungen nun erst ihren Anfang nehmen, betont das federführende Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, dass heimische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Projekte durchaus bereits eingeben können. Ob aber dereinst tatsächlich Geld aus Europa fliesst, ist ungewiss. Eine Finanzierung aus der Europäischen Union könne laut SBFI nur erfolgen, wenn ein Assoziierungsabkommen für Horizon vorliege. Zur Not hat das Parlament bereits Gelder reserviert, um mögliche Lücken zu stopfen. Eine Mitgliedschaft bei Horizon können diese Beiträge aber nicht ersetzen. 

Erasmus+ fördert seinerseits die individuelle Lernmobilität sowie die Kooperationen zwischen schweizerischen und europäischen Institutionen und Akteuren. Die Schweiz beteiligt sich zurzeit im Status eines Drittlands an den Aktivitäten dieses Bildungsprogramms. Eine projektweise Beteiligung mit beschränkten Rechten regelt hier die direkte Finanzierung durch den Bund. Eine allfällige Assoziierung an das Nachfolgeprogramm von Erasmus+ ab 2021 wird der Bundesrat prüfen, sobald dessen Eckwerte bekannt sind.

Weitere Informationen:
SBFI-Faktenblatt zu Horizon Europe 
Homepage Erasmus+ (englisch) 

Dieser Beitrag erschien im Rahmen des Sondernewsletters der Regio Basiliensis vom April 2021 zu den bilateralen Beziehungen Schweiz-EU. 

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