News Regio-Interview

23.04.2025

Regio-Interview – Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch

Zehn Fragen an Till Berger, Leiter der Fachstelle Klima im Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt und Vorsitzender des Expertenausschusses Klima und Energie der Deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz

Im Dezember 2024 wurde die aktualisierte Klima- und Energiestrategie der ORK verabschiedet. Welches sind die wichtigsten Eckpfeiler der aktualisierten Strategie? 

In erster Linie will die Strategie die Oberrheinregion zu einer Vorreiterin im Klimaschutz machen. Der Ausbau an erneuerbaren Energien und die Versorgung der Region mit Energieträgern wie Wasserstoff ist dabei von besonderer Bedeutung. 

Die Strategie richtet sich nach den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung. Das bringt den Grundsatz zum Ausdruck, dass mit den getroffenen Massnahmen die natürlichen Ressourcen geschützt und die lokale Wirtschaft gestärkt werden sollen. 

Neben dem Schutz des Klimas stellt auch die Anpassung an die Klimaerwärmung eine Priorität der Strategie dar. 

Welche Rolle spielen Wirtschaft und Wissenschaft bei der Strategie?

Eine absolut zentrale Rolle! Aus diesem Grund wurden diese Akteure auch in die Entwicklung der Strategie miteinbezogen. Die Umsetzung der Massnahmen liegt sogar mehrheitlich in der Hand von Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft. 

Welche Aspekte der Strategie begrüssen Sie insbesondere?

Dass sie in die konkrete Umsetzung geht. Dies war von Anfang an ein zentrales Anliegen. Mit den dreizehn bisher aufgenommenen Massnahmen konnten wir eine erste Grundlage für eine spürbare und nachhaltige Entwicklung legen. 

Wo besteht noch weiterer Handlungsbedarf? 

In allen Bereichen der Strategie. Die bisherigen Massnahmen stellen erst einen Anfang dar. Um die Region zur Vorreiterin im Klimaschutz zu machen, braucht es noch einen langen Atem. Das gilt insbesondere für Infrastruktur-intensive Bereiche wie die Förderung von Wasserstoff aber auch für Negativemissionstechnologien wie «Carbon Capture and Storage», eine Technologie mit der CO2 aus der Luft entfernt und im Boden gespeichert wird. Ein weiteres Thema, zu dem im Rahmen der Strategie bisher noch keine Massnahmen existieren, ist die Klimaanpassung. Hier müssen wir jetzt eine Auslegeordnung machen und prüfen, wo es wirkungsvolle Handlungsansätze gibt. 

Wie können diese angesprochenen Themen noch besser aufgenommen werden? Wo muss man ansetzen? 

Als ersten Schritt gilt es, die bestehenden Projekte anzugehen. Diese sind unter anderem so ausgelegt, dass sie die Grundlagen für nächste Projekte schaffen. Im Bereich der Negativemissionen soll beispielsweise eine regionale Analyse zeigen, wo die Potenziale liegen und welche nächsten Schritte unternommen werden müssen, um diese auszuschöpfen. 

Was braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie?

In erster Linie braucht es das Engagement der Projekttragenden. Die Politik kann dieses unterstützen, indem sie klare Ziele setzt, grenzüberschreitend koordiniert und die Anliegen aus den Projekten gegenüber den nationalen Ebenen vertritt. Weiter ist auch die Finanzierung zentral, die bis zu 60 % aus Mitteln von Interreg erfolgen kann. 

Wie erleben Sie den Austausch über die Grenzen hinweg – insbesondere in Ihrem Dossier?

Der Austausch ist sehr intensiv. Klimaschutz hat eine hohe Priorität in der Oberrheinregion. 

Was steht bei der Fachstelle Klima des Kantons Basel-Stadt zurzeit ganz zuoberst auf der Prioritätenliste?

Einerseits sicher auch die Umsetzung der Klima- und Energiestrategie des Oberrheins. Unsere Hauptaufgabe liegt aber im Klimaschutz im Kanton Basel-Stadt. Zu der bereits bestehenden Strategie «Netto-Null 2037» arbeiten wir derzeit an einer Strategie für vor- und nachgelagerte Emissionen (Scope 3). Das sind Emissionen, die wir beispielsweise durch unseren Konsum und unser Reiseverhalten ausserhalb des Kantons verursachen. Um diese Emissionen zu senken, ist das Engagement von Zivilgesellschaft und Wirtschaft zentral. Deshalb arbeiten wir eng mit diesen Akteuren zusammen, aber auch mit anderen Kantonen und dem Bund. Ziel ist es, wirkungsvolle Lösungen zu identifizieren, die auch auf andere Städte und Regionen übertragen werden können. 

Würden Sie sagen, dass Basel als Vorzeigestadt gilt, wenn es um Fragen der Nachhaltigkeit geht?

Ganz bestimmt. Basel-Stadt hat im Bereich der Nachhaltigkeit schon sehr viel erreicht. Nicht nur im Umwelt- oder Klimaschutz, sondern auch in Themen wie Diversität oder Chancengleichheit. Dennoch gibt es noch viele Entwicklungsfelder, wo wir uns verbessern müssen, beispielsweise in der Kreislaufwirtschaft, wo wir – wie im Übrigen die meisten Regionen – erst am Anfang stehen. 

Zuletzt noch eine persönliche Frage: Was schätzen Sie am meisten an der trinationalen Region um Basel?

Ihre Vielfalt. Sei es sprachlich, landschaftlich, beim Humor oder der Mentalität. Es macht viel Freude im trinationalen Kontext zu arbeiten!

Herzlichen Dank für das Interview!

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