News Regio-Standpunkt

19.11.2025 / Regio-Standpunkt Nr. 44

Mit verstärkter grenzüberschreitender Zusammenarbeit die Resilienz der Dreiländerregion stärken

Überflutete Ortschaften, Cyberangriffe auf kritische Netze, globale Pandemien: Krisen und Katastrophen sind immer häufiger und meist unvorhersehbar. Dabei zeigt sich immer wieder, dass gut vorbereitete, informierte und vernetzte Gesellschaften solche Krisen nicht nur effizienter bewältigen, sondern aus ihnen sogar gestärkt hervorgehen. Dies zeigt sich auch am Beispiel der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit am Oberrhein, die seit Jahrzehnten dank ihren Kooperationsgefässen mit zahlreichen Massnahmen und Projekten die Widerstandsfähigkeit der Grenzregion stärkt. Die Regio Basiliensis leistet mit ihrem Engagement und mit ihrer Trinationalen Pendenzenliste, welche wichtige Handlungsfelder aufzeigt, einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Resilienz.

Phänomene wie Pandemien, Klimawandel, Fluchtbewegungen, Finanzkrisen, Terrorismus und drohende Ressourcenknappheit zeigen deutlich: In einer zunehmend vernetzteren Welt sind Gesellschaften und Regionen mit einer steigenden Vielfalt von Herausforderungen und potenziellen Krisen konfrontiert. Zugleich spielen globale Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und Urbanisierung eine immer wichtigere Rolle. Gesellschaften und Regionen sind somit heute multiplen Risiken und Problemstellungen ausgesetzt, die sich erheblich von Risiken der Vergangenheit unterscheiden. Resilienz ist das neue Schlagwort, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Zentral ist dabei eine integrierte Herangehensweise, die verschiedene Handlungsfelder wie Infrastrukturen, gesellschaftlicher Zusammenhalt und zivilgesellschaftliches Engagement in den Fokus nimmt und auf eine verstärkte Zusammenarbeit aller Akteure setzt.

Aber was bedeutet nun Resilienz für die deutsch-französisch-schweizerische Grenzregion am Oberrhein? Die Entwicklungsunterschiede und Bruchstellen in unserer Grenzregion lassen sich auf grundlegende, oft strukturelle Hindernisse zurückführen – darunter legislative, regulatorische und administrative Hemmnisse sowie sprachliche und kulturelle Unterschiede. So haben beispielsweise regulatorische Unterschiede in Bezug auf Steuern, Zölle und Arbeitsmarkt erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen. Hier müsse die Akteure der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit aktiv werden und den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit stärken. Eine wichtige Rolle spielen langfristigen Strategien und gemeinsame Grundsatzdokument. Gute Beispiele sind die Programmstrategie für Interreg Oberrhein, das Raumkonzept Oberrhein oder die Klima- und Energiestrategie. Gleichzeitig braucht es aber eine Verständigung und Leitlinien für die Umsetzung, Überwachung und Bewertung dieser Strategien.

Zentral ist für die Resilienz der grenzüberschreitenden Region neben einer guten und transparaenten Kommunikation auch ein vertrauensvoller und respektvoller Umgang miteinander. Vertrauen, das über die Zeit wächst, kann beispielsweise über den direkten Kontakt und den Austausch im Rahmen von Gremien, Strukturen sowie Projekte und Massnahmen aufgebaut werden.

Mit Blick auf mögliche zukünftige systemische Krisen ist die Politik am Oberrhein gefordert, Fähigkeiten und Strukturen zu fördern, die es ermöglichen, sich auf plötzliche krisenhafte Ereignisse, Entwicklungen und Schocks vorzubereiten, diese zu bewältigen und auf Basis zuvor gemachter Erfahrungen betroffene Systeme anzupassen und zu verbessern. Da Art und Ausmass künftiger Krisen nicht vollumfänglich antizipiert werden können, müssen von der Politik mögliche Krisenanfälligkeiten besser analysiert und bewertet werden, um Handlungsfähigkeit in unterschiedlichen Krisenszenarien zu gewährleisten. Während die strategische Vorausschau Ziele definiert, dienen Früherkennungssysteme der Berücksichtigung künftiger Entwicklungen und der Beurteilung von Handlungsnotwendigkeiten. Am Oberrhein wäre entsprechende Frühwarnsysteme sinnvoll, um mögliche Bedrohungen und Krisen frühzeitig erkennen zu können und um die Resilienz zu stärken.

Die Regio Basiliensis leistet mit ihrer Trinationalen Pendenzenliste einen Beitrag zur Resilienz der Grenzregion. Das Dokument nimmt die Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Dreiland zusammen und formuliert Forderungen und Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Grenzregion am Oberrhein: 

  1. Den Wirtschaftsstandort im europäischen und trinationalen Rahmen soll weiterentwickelt und attraktiv und zukunftstauglich gestaltet werden.
  2. Die Entwicklung von Verkehr und Raum soll abgestimmt und Schlüsselprojekte priorisiert werden.
  3. Die Wissens- und Innovationsregion soll gestärkt und gestalten werden. 
  4. Die Nachhaltigkeit soll gefördert, das Klima geschützt und die Energieversorgung gesichert werden.
  5. Der grenzüberschreitende gesellschaftlichen Zusammenhalt soll gestärkt werden.

Die Regio Basiliensis fordert mit der Trinationalen Pendenzenliste die Gebietskörperschaften der drei Länder auf, dass alle verfügbaren Handlungsspielräume zugunsten der Weiterentwicklung der bisherigen erfolgreichen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ausgeschöpft werden. Die Empfehlungen der Pendenzenliste haben immer auch die Förderung der Resilienz der Grenzregion zum Ziel.

Die Regio Basiliensis wird sich weiterhin für diese Ziele einsetzen und damit für die Stärkung der regionalen Resilienz am Oberrhein. Dabei sind drei Aspekte besonders bedeutsam: die Verstetigung von Governance-Strukturen, die gezielte Unterstützung der Zusammenarbeit durch Förderprogramme und praktikable Instrumente, und schliesslich das Vermitteln und Dokumentieren von Wissen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit informieren und die Beziehungen Schweiz-EU zu diskutieren.

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