Regio-Interview

12 avril 2022

Regio-Interview - Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch

Sechs Fragen an Andreas Doppler, Leiter Förderprogramme bei der Regio Basiliensis und ihrer Interkantonalen Koordinationsstelle (IKRB)

Sie sind ein Profi für die Förderprogramme am Oberrhein. Wo sehen Sie den Mehrwert dieser Programme?

Interreg ist ein wirksames Instrument, um einen grenzüberschreitenden Verflechtungsraum wie der Oberrhein strategisch zu positionieren und gemeinsam weiterzuentwickeln. Dafür fliessen Gelder für bi- und trinationale Vorhaben aus Brüssel und Bern in die Region. Zudem bildet Interreg einen hilfreichen Rahmen dafür, eine Projektidee vom übergeordneten Ziel über die einzelnen Arbeitspakete bis zu den Einzelmassnahmen zu strukturieren. Auch finanziell, zeitlich und personell können durch das Ausfüllen des Kurzformulars wichtige Fragen schon zu Beginn geklärt werden. Das hilft später bei der erfolgreichen Projektumsetzung.

Die neue Förderperiode von Interreg VI Oberrhein wird voraussichtlich in Kürze von der EU-Kommission bewilligt. Welche Förderschwerpunkte aus dem neuen Programm sind für die Nordwestschweiz besonders interessant?

Aus Schweizer Sicht stehen die Prioritäten, die einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und schliesslich zum Erhalt und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze leisten, im Fokus. Denn der Bund unterstützt über seine Neue Regionalpolitik (NRP) Interreg-Projekt nur, wenn sie auf diese wirtschaftsorientierten NRP-Ziele hinsteuern. Wichtig sind auch die Förderziele zu den Themen Klima und Energie sowie zu den Folgen der Pandemie. Diese werden auch von den deutschen und französischen Programmpartnern als bedeutend eingestuft.

Die Schweiz ist kein EU-Mitglied und somit erhalten Schweizer Projektpartner auch keine Mittel aus Brüssel. Wie wird die Nordwestschweizer Beteiligung am Programm finanziert und spielt das für die Projektgruppen eine Rolle?

Auch wenn die Schweiz als gleichwertiger Partner bei Interreg dabei ist, gilt dies nicht für den finanziellen Teil. Dafür unterstützen die fünf Kantone der Nordwestschweiz Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Jura und Solothurn Interreg-Projekte mit geschätzt über 8 Mio. Franken. Dafür haben die meisten Kantone extra Mittel für die Projektförderung auf die Seite gelegt. Für NRP-konforme Projekte finanziert auch der Bund gesamthaft in derselben Höhe wie die Kantone mit. Wir bei der IKRB kümmern uns unter anderem um diese Finanzfragen, so dass sich der Antragstellende auf den Inhalt konzentrieren kann.

Worauf müssen Schweizer Partner noch achten, wenn sie ein Förderprojekt eingeben wollen? Und wo findet man geeignete deutsche und französische Projektpartner?

Grundsätzlich muss das Projekt natürlich einen Beitrag zu einem der Interreg-Förderziele leisten. Dann braucht es einen Partner aus Deutschland oder Frankreich, der den administrativen Lead zu übernehmen bereit ist. Bei der Suche nach Partnern dies- und jenseits der Grenze unterstützen wir mit unserem Netzwerk gerne. Die Frage nach den geeigneten Partnern stellt sich aber auch auf Schweizer Seite: Ist es sinnvoll und dem Projektziel dienlich, auch weitere Akteure der Nordwestschweiz einzubeziehen? Auf welchem Gebiet soll das Projekt seine Wirkung erzielen? Wichtig ist auch der interkulturelle Aspekt: Wenn man ein grenzüberschreitendes Projekt beginnt, sollte man sich im Klaren sein, dass dies eine Bereicherung ist, aber auch gewisse Herausforderungen auf einen zukommen können. Hilfreich dazu ist bestimmt eine von Offenheit geprägte Herangehensweise und Neugier, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. 

Weitere Einzelheiten finden Sie auf unserer Webseite und erfahren Sie an unserer Kick-Off-Veranstaltung am 12. Mai 2022 in Basel.  

Gibt es wie in der letzten Programmperiode die Möglichkeit, ein sogenanntes Kleinprojekt durchzuführen? 

Allen Programmpartnern ist wichtig, dass Interreg auch zivilgesellschaftlichen Akteuren offensteht. Dazu braucht es allerdings niederschwellige Angebote. Das Programmsekretariat ist im Austausch mit der EU-Kommission, um Vereinfachungen bei Antragstellung und Ausgabenprüfung für die neue Programmperiode zu erwirken. Wir rechnen damit, dass Kleinprojekte – eventuell nach verschiedenen Themen unterteilt – frühestens ab 2023 gefördert werden können.

Ich komme aus der Nordwestschweiz und habe eine spannende Projektidee. Was sind jetzt die nächsten Schritte?

Für Schweizer Partner ist vor allem wichtig, einen deutschen oder französischen Träger zu finden, der die administrative Verantwortung übernimmt. Auch sollte frühzeitig mit uns Kontakt aufgenommen werden, so dass wir gegebenenfalls auf ergänzende oder konkurrierende Anträge aufmerksam machen können. In diesem Zusammenhang sind unsere Projektdatenbank sowie die des Oberrhein-Programms hilfreich, aus denen ersichtlich ist, was bereits gefördert worden ist, um daran anzuknüpfen, beziehungsweise sich von Bestehendem abzugrenzen. 

Herzlichen Dank für das Interview! 

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Dieses Interview erschien im Rahmen eines Sondernewsletters zu Interreg Oberrhein im April 2022. 

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