Carte Blanche

28 septembre 2022

«Arbeitsmarkt am Oberrhein – Herausforderungen, Potenziale, Chancen»

Die Erosion der bilateralen Beziehungen gefährdet den Arbeitsmarkt am Oberrhein
Gabriel Schweizer, Leiter Aussenwirtschaft der Handelskammer beider Basel (HKBB) 

Das blockierte Verhältnis zwischen der EU und der Schweiz ist für die trinationale Region Basel gravierend. Für die Exportunternehmen entstehen nun neue Hürden. Schweizer Forscherinnen und Forscher verlieren den vollen Zugang zum EU-Forschungsprogramm. Weniger akut, dafür umso verhängnisvoller wäre jedoch ein Ende der Personenfreizügigkeit. Das Personenfreizügigkeitsabkommen (FZA), seit 2002 in Kraft, hat den Arbeitsmarkt der Grenzregionen deutlich geprägt, wie eine Studie des Konjunkturforschungsinstituts der ETH Zürich bestätigt. Das Abkommen hat den Alltag der Grenzgängerinnen und Grenzgänger stark vereinfacht, etwa in dem diese nicht mehr täglich an ihren Wohnort zurückkehren mussten. Dank dem einfachen Zugriff auf ausländische Arbeitskräfte konnten die Unternehmen in den Schweizer Grenzregionen in den letzten 20 Jahren ihre Produktivität und Innovationskraft überdurchschnittlich steigern. Die Anzahl der Stellen und die Löhne sind dadurch stärker gestiegen als in anderen Schweizer Regionen.

Da das FZA nicht unmittelbar gefährdet ist, steht es derzeit nicht im Fokus der Diskussion. Doch wenn sich das Verhältnis Schweiz-EU nicht verbessert, ist früher oder später eine Kündigung des FZA durchaus möglich. Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts BAK Basel. Die Autoren rechnen bei einer Kündigung des FZA mit grossen Auswirkungen für den Oberrhein. Der Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt für Grenzgängerinnen und Grenzgänger würde erschwert, was zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit führen könnte. Unternehmen, Gesundheits- und Forschungseinrichtungen hätten noch grössere Mühe, dringend benötigte Fachkräfte zu rekrutieren. Weniger Wachstum und Wohlstand wären die Folge. Auch aus diesem Grund setzt sich die Handelskammer beider Basel zusammen mit Partnern aus der Grenzregion Basel in Brüssel und Bern vehement für eine Rückkehr an den Verhandlungstisch und eine rasche Stabilisierung des bilateralen Verhältnisses ein.

Mit der Carte Blanche bieten wir Fachleuten eine Plattform, auf der sie Impulse zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geben und ihre Visionen zur Entwicklung im Dreiland darlegen können. Im Jahr 2022 veröffentlichen wir Beiträge zum Thema «Arbeitsmarkt am Oberrhein – Herausforderungen, Potenziale, Chancen».


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