Regio Basiliensis

26 juillet 2022

Rückblick: Mobilität im Fricktal

Am 21. Juni 2022 lud die Regio Basiliensis und die Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz ihre Mitglieder, Partner und Interessierte zum Austausch zum Thema «Wohn- und Wirtschaftsstandort – Klimawandel – Grenzregion: Welche Mobilität braucht das Fricktal?» im Rahmen der Regio-Plattform in Rheinfelden (CH) ein. 

Andrea Elisabeth Knellwolf, Vizepräsidentin der Regio Basiliensis, Grossrätin des Kantons Basel-Stadt und Oberrheinrätin sowie Head Community Relations Basel/Kaiseraugst von F. Hoffmann-La Roche, betonte vor rund 60 Gästen, dass das Fricktal eine prosperierende Region mit vielfältigen überkantonalen und grenzüberschreitenden Verflechtungen ist, wo die Erreichbarkeit und enge Vernetzung der Region auch über Landegrenze hinaus eine zentrale Rolle spielen. Die Bevölkerung profitiert von der Nähe zu Basel und zur Grenze nach Deutschland und für Unternehmen ist die Lage zwischen den Metropolitanräumen Zürich und Basel von Bedeutung. Als Head Community Relations Basel/Kaiseraugst von F. Hoffmann-La Roche betonte sie, dass für Roche Basel und Kaiseraugst zusammen ein Standort sind. Die Verkehrsinfrastrukturen sind für diese wirtschaftlich stark wachsenden Region für die Zukunft vital und die S-Bahn ist dabei eines der Schlüsselprojekte. Sie ist davon überzeugt, dass es in der grenzüberschreitenden, interkantonalen und innerkantonalen Zusammenarbeit darauf ankommt, diese verkehrsmässigen Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Franco Mazzi, Stadtammann von Rheinfelden (Schweiz) und Vizepräsident des Trinationalen Eurodistricts Basel, stellte klar, dass der Wohlstand der Region von einer funktionellen Mobilität abhängt und dass in diesem Bezug in der Region noch viel verbessert werden sollte. Die Industrie bringt Arbeit, Wohlstand und Verkehr, die Verkehrstrassen A3/A2/A98 sind überlastet und der Ausbau der Autobahnen und der Bahninfrastruktur sowie die Verdichtung des Fahrplans sind erforderlich. Dabei ist die Zusammenarbeit aller Nordwestschweizer Kantone sowie mit den Nachbarregionen in Deutschland und Frankreich unabdingbar.   

Carlo Degelo, Leiter Abteilung Verkehr, Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, sprach in seinem Referat wichtige Faktoren der Mobilität in einer prosperierenden und vielfältigen Region an: 

  • Die Funktionalität der Strasse muss auf dem strategisch bedeutsamen Verkehrsnetz aufrechterhalten werden. 
  • Es braucht neben einer koordinierten Entwicklung von Strasse und Schiene weiterhin Infrastrukturausbauten, dies jedoch unter dem Nachweis der Nachhaltigkeit und unter Berücksichtigung der neusten Erkenntnisse aus dem Bereich Verkehrsmanagement und Mobilitätsmanagement.
  • Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Regionen und dem Kanton muss intensiviert werden, dies mit der Absicht einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise. 

Weiter zeigte er die gute Erreichbarkeit des Fricktals im nationalen Vergleich auf und dass es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bevölkerungswachstum und Wohnraum sowie verfügbaren Arbeitsplätzen braucht. Das Fricktal knackt die Grenze von 100'000 viel früher als ursprünglich vorgesehen im Jahr 2050. 2021 zählte die Bevölkerung im Fricktal bereits 85'341 Einwohnerinnen und Einwohner. 

Unter der souveränen Moderation von Dr. Sebastian Deininger, Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt der Handelskammer beider Basel, diskutierten anschliessend auf dem Podium die Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, Wirtschaft und Verwaltung. 

Ulrich Hoehler, Erster Landesbeamter des Landratsamts Lörrach, bestätigte die enge Verflechtung der Grenzregion und nannte es eine Chance, dass der Landkreis Lörrach Teil dieser dynamischen Region ist. Mobilitätsformen können seiner Ansicht nach allerdings nicht weisungsfrei sein. Er betonte, dass Nachhaltigkeitsziele und die CO2-Reduktion im Visier bleiben und gemeinsam angegangen werden sollen. Die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke ist dabei ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und die A98 einen Ausweichoption.

Carlo Degelo lobte die gute Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Deutschland und der Nachbarregionen im Bereich Mobilität. Er betrachtete den öffentlichen Verkehr als flächeneffizientes Verkehrsmittel. Die Velovorzugsrouten haben demgegenüber für den Kanton nur eine untergeordnete Priorität, weil der Aargau keine Städte wie Bern oder Zürich hat. Der Güterverkehr muss möglichst auf die Schienen verlegt werden. Er betonte, dass das Sisslerfeld ein wichtiges Projekt mit viel Potential und 200 Hektaren Entwicklungsfläche ist. Es sei wichtig, gute Bedingungen für die Planung und Investitionen zu schaffen und die Mobilität zu verstärken.

Dr. Patrick Leypoldt, Geschäftsführer von Agglo Basel, stellte klar, dass die Projekte des Agglomerationsprogramms im Fricktal als positiv bewertet werden. Er betonte, dass es im Raum von Birsfelden bis Stein/Bad Säckingen 190'000 Einwohnerinnen und Einwohner und 90'000 Arbeitsplätze gibt und ein grosser Handlungsbedarf besteht. Ein Raumkonzept Hochrhein soll mit allen Gemeinden erarbeitet werden. Alle Verkehrsträger sind in diesem Kontext wichtig und das Agglomerationsprogramms Basel ist dabei ein unerlässlicher Partner.

Ingo Pohl, Product Owner Mobility der F. Hoffmann-La Roche AG, betonte, dass Erreichbarkeit zentral für die Entwicklung von Arealen ist. Er nannte die S-Bahn als Schlüsselinfrastruktur mit Taktverdichtung und der Hochrheinelektrifizierung, wies dennoch auf den Trend zum Velofahren hin. 

Gian Alessi, Managing Director der Lamprecht Pharma Logistics AG, machte deutlich, dass die Zusammenarbeit aller Akteure über Landesgrenzen hinaus und eine gemeinsame Vorgehensweise erforderlich sind. Die Logistik muss unbedingt in die Planungen miteinbezogen und neue innovative Lösungen geprüft werden. Er wies auf die «Cargo sous terrain» als innovatives Projekt hin. 

Béa Bieber, Grossrätin des Kantons Aargau, Mitglied des Vorstands des Oberrheinrats und Mitglied der Begleitgruppe der Regio Basiliensis, plädierte für ein gesamtheitliches Mobilitätskonzept. Veloschnellwege wären eine riesige Chance fürs Fricktal, man brauche dennoch einen guten Mix aus verschiedenen Verkehrsträgern sowie eine grenzüberschreitenden Autobahn. Sie formulierte die Idee, man könne eine Smart Region entwickeln mit dem Sisslerfeld als Zentrum. Die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität oder von Sharing-Angeboten bergen erhebliche Potenziale.

Dr. Karin Kälin, Co-Präsidentin der Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz und Kantonsrätin von Solothurn, betonte in ihrem Schlusswort, dass das Fricktal als Wohn-, Arbeits- und Wirtschaftsstandort buchstäblich boomt. Nachhaltigkeitsfragen zur Mobilität, Raumplanung und Wirtschaftswachstum bleiben jedoch im Raum und die koordinierte Lösung dieser Aufgaben werden zur grossen Herausforderung aller Akteure. Klar hervorgegangen ist, dass die wirtschaftlich bedeutungsvolle und mit den Agglomerationsräumen Zürich, Basel, sowie mit dem Kanton Solothurn und grenzüberschreitend mit Süddeutschland vernetzte Region Fricktal bereits seit langem eine wichtige Rolle in der Nordwestschweiz gespielt hat. Faszinierend fand sie vor allem, welchen Unterschied es ausmacht, ob nur ein Verkehrsmittel oder die diversen Fortbewegungsarten im Verbund betrachtet werden. Ebenso macht es einen grossen Unterschied, ob jemand nur die eine Seite des Rheins oder beide Seiten gemeinsam betrachtet. Es ist zudem sehr wichtig, die Verkehrsträger nicht gegeneinander auszuspielen.

Die Regio Basiliensis und die Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz sehen die Bewältigung der Mobilitäts-, Umwelt und Siedlungsfragen nicht in der alleinigen Verantwortung einer einzelnen Region oder einer Gebietskörperschaft. Hingegen braucht es eine abgestimmte und vernetzte Vorgehensweise und Vorhaben müssen gebietsübergreifend und grenzüberschreitend koordiniert werden. Hier gibt es ein grosses Potential für die Zusammenarbeit in der Nordwestschweiz mit den Nachbarkantonen und über die Landesgrenzen hinweg in der Dreiländerregion

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