Regio-Interview

17 novembre 2021

Regio-Interview - Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch

Zehn Fragen an Jost Huwyler, Gesamtprojektleiter der Landesausstellung Svizra27

Was ist die Svizra27? Und was planen Sie?

Mit Svizra27 soll nach 2002 die nächste Landesausstellungzum ersten Mal in der Nordwestschweiz stattfinden, das heisst in den fünf Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Jura und Solothurn von Mai bis Oktober 2027. Geplant ist an rund neun Standorten, entlang der Nordwestschweizer Flüsse, verschiedene Raumzeitkapseln und ein Forum in der Stadt Basel erlebbar zu machen. Die Thematik heisst «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt», also ein Thema, das jede und jeden von uns anspricht und in Spielform die Bevölkerung miteinander verbinden soll.

Was ist das grosse Ziel der Svizra27?

Das erste grosse Ziel ist, dass es nach 25 Jahren wieder eine Landesausstellung gibt. Dann soll Svizra27 in der Nordwestschweiz eine Landesausstellung für die ganze Schweiz und dessen Bevölkerung sein. Svizra27 soll Aufbruchstimmung in unserem Land vermitteln und Erinnerungen schaffen, welche nicht von Kurzfristigkeit, sondern von Bedeutung für unsere Zukunft sind.

Die Svizra27 lancierte einen Wettbewerb nach dem Prinzip «Open Source», wie das Motto der Landesausstellung «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» inhaltich dargestellt und umgesetzt werden könnte. Am 15. November 2021 prämierte der Juryrat das Siegerprojekt. Warum wurde gerade dieses Projekt ausgewählt?

Natürlich hat die Jury alle Projekte gewürdigt und bis ins Detail studiert. Es waren viele Faktoren, welche bewertet, hinterfragt, diskutiert und debattiert wurden. Für das Siegerprojekt Svizra27 sprachen zusammengefasst drei Punkte: Erstens die Klarheit der Umsetzung des Mottos, zweitens die Anordnung in der Nordwestschweiz entlang der Flüsse und drittens das Siegerteam mit den beiden Leadpersonen Fabienne Hoelzel und Claudia Meier.

Wo liegt der Fokus im Themenfeld «Mensch»?

Der Mensch steht in Verbindung mit der Thematik Arbeit und gibt unserer Gesellschaft Zusammenhalt. Wer hat Arbeit? Wer gibt? Wer nimmt? Welche Arbeit ist durch Maschinen nicht ersetzbar? Was will der Mensch, jede Einzelne und jeder Einzelne von uns? Svizra27 gibt die Gelegenheit und den Raum, dass jeder Mensch seine Vision und seine Vorstellungen von seiner «Zukunft» haben kann.

Werden beim Themenfeld «Arbeit» die Digitalisierung, der demografische Wandel und Human Innovation im Mittelpunkt stehen?

Die Digitalisierung, Robotik, aber auch die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz werden auf unser (Arbeits-)Leben einen zunehmenden Einfluss haben. Damit einher gehen neue Wertschöpfungsketten und neue Arten inländischer Produktionen, welche direkte Auswirkungen auf uns, die Gesellschaft und die Schweiz haben, weshalb die von Ihnen erwähnten Themenfelder an der Svizra27 auch eingehend behandelt werden.

Beim Thema «Zusammenhalt» geht es um Wohlstand, Chancengerechtigkeit, soziale Teilhabe oder auch Integration, Solidarität und Vertrauen. Was kann eine Landesausstellung hier überhaupt erreichen?

Eine Landesausstellung ist ein typisch schweizerisches Produkt, welches Zusammenheitsgefühl entwickelt und bei Svizra27 jede Besucherin und jeden Besucher in den Mittelpunkt stellt. Eine Landesausstellung ist zwar ein Produkt für Massen, Svizra27 lebt aber die Umsetzung für alle einzeln und die sollen auch wieder das Ganze beeinflussen. Eine Landesausstellung soll auch Mut machen und Zuversicht geben, Svizra27 wird mehr sein, als nur aufbauen, besuchen und wieder abreissen.

Die Region der Nordwestschweiz ist nicht ohne die umliegenden Regionen der Nachbarländer Deutschlands und Frankreichs zu denken – vor allem in Bezug auf das Motto der Svizra27 «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt». Wie wird dieser Aspekt in die Landesausstellung einfliessen?

Nicht nur nördlich, sprich zu den Nachbarländer Deutschland und Frankreich soll die Grenze überwunden werden. Auch im Süden und Osten, angrenzend zu den Nachbarskantonen ist dies ein grosses Thema. Die Nordwestschweiz ist als Grenzregion insbesondere für das Thema «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» das perfekteTerritorium.

Welche Bedeutung hat eine solche Landesausstellung für die Schweiz – und in dem Fall der Svizra27 für die Nordwestschweiz?

Gerade die Nordwestschweiz hat national noch nicht die Ausstrahlung einer Ostschweiz oder Zentralschweiz. Svizra27 soll die Nordwestschweiz stärken. Der Zusammenhalt und die Wahrnehmung der Nordwestschweiz und deren Kantone soll mit der nächsten Landesausstellung stetig wachsen.

Wie beeinflusste und beeinflusst die Coronapandemie die Landesausstellung – nicht nur bezogen auf die Planung und Umsetzung?

Zuerst brauchte es bei allen Beteiligten Mut und Durchhaltewillen weiterzumachen. Die Pandemie hatte aber auch eine starke Auswirkung auf unser Motto zur Folge. «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» hat seit dem Pandemieausbruch weiter an Bedeutung gewonnen.

Welches sind die nächsten Planungsschritte? 

Wir werden noch in diesem Jahr die 10 Pioniere bekanntgeben, welche seitens der Wirtschaft 50% der Finanzierung für die Machbarkeitsstudie (2022/2023) beitragen. Dann gilt es das Projekt als «Rohdiamanten» weiter zu schleifen, zu entwickeln und dann zuletzt auf die Machbarkeit zu prüfen. Der Bund braucht solide Grundlagen für einen späteren Entscheid zur Mitfinanzierung und Partizipation.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit der Landesausstellung und danken herzlich für das Interview! 

Weitere Informationen zur Svizra27 finden Sie hier. 

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