Regio-Interview

16 juillet 2019

Regio-Interview - Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Gespräch

Zehn Fragen an Bärbel Schäfer, Regierungspräsidentin des Regierungspräsidiums Freiburg und Vorsitzende des Begleitausschusses des Förderprogramms Interreg Oberrhein 

Am 25. Juni tagte der Begleitausschuss des EU-Förderprogramms Interreg Oberrhein, bei welchem Sie den Vorsitz innehaben. Welche Aspekte des Programms sind für Sie die wichtigsten, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken?

Für die politischen Akteure ist ganz entscheidend, dass wir die Ziele, die wir definieren und die für die Projektförderung massgebend sind, an den Besonderheiten unserer trinationalen Metropolregion ausrichten können. So hat z. B. die Förderung von Projekten der nachhaltigen Mobilität einen hohen Stellenwert.

Die fünfte Förderperiode neigt sich bald dem Ende zu. An welche Erfolge erinnern Sie sich gerne zurück? Welche Herausforderungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? 

Gerne erinnere ich mich daran zurück, dass wir den EVTZ EUCOR – The European Campus und die Hochschulallianz TriRhenaTech auf den Weg bringen konnten. Und Infrastrukturprojekte, wie der Ausbau grenzüberschreitender Fahrradwege, sind natürlich lohnend, denn sie sind für die Bürgerinnen und Bürger am sichtbarsten. Schwierig war es zu Beginn, das Projekt zur Begleitung der Kleinprojekte auf den Weg zu bringen. Ich freue mich, dass wir schliesslich doch noch erfolgreich waren!

Welches sind die Ziele des Regierungspräsidiums Freiburg im Bereich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit?

Wir möchten das Potenzial, das entsteht, wenn Know-how aus 3 Ländern zusammenkommt, bestmöglich ausschöpfen und durch den Abbau von grenzbedingten Hürden einen Raum schaffen, der den Bürgerinnen und Bürgern eine hohe Lebensqualität ermöglicht. Ein gutes Beispiel hierfür ist der ungehinderte grenzüberschreitende Zugang zu Angeboten der Gesundheitsversorgung.

Welche Chancen und Möglichkeiten bietet die Grenzlage für den Regierungsbezirk Freiburg? 

Ich als Behördenvertreterin habe die Chance, die Nachbarschaftspolitik an Oberrhein, Hochrhein und Bodensee konkret mitzugestalten. Die Menschen haben die Möglichkeit, in eine andere Kultur einzutauchen und sich jeweils die Vorteile der drei Länder rauszupicken. So können wir etwa durch gemeinsame Ausbildungsgänge oder gemeinsame Arbeitsmarktangebote unsere Wirtschaftskraft stärken.

In welchem Masse tragen das Programm Interreg und die Neue Regionalpolitik (NRP) der Schweiz zur Herausbildung grenzüberschreitender Projekte bei, die für die Region sinnvoll sind?

Diese Finanzierungsmöglichkeiten sind oftmals der Zündfunke, denn es braucht, um eine grenzüberschreitende Kooperation zu initiieren. Ich bin mir sicher, ohne Interreg und die NRP stünden wir heute nicht da, wo wir stehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kooperation der Hochschulen für angewandte Wissenschaft TriRhenaTech.

Was braucht es für ein erfolgreiches grenzüberschreitendes Projekt?

Eine vertrauensvolle Projektpartnerschaft, klare Ziele und das nötige Mass an Motivation, diese auch zu erreichen!

Der trinationale Oberrhein steht grossen Herausforderungen gegenüber wie dem demographischen und klimatischen Wandel, der digitalen Transformation, etc. Wie sollen diese angegangen werden?

Auf jeden Fall grenzüberschreitend! Denn das sind Herausforderungen, die sinnvollerweise nur gemeinsam angegangen werden können. Wie bereits erwähnt, kommt hier an der Grenze Know-how aus drei Ländern zusammen. Gemeinsam gehen wir schneller voran und schreiten weiter aus, als es jeder einzelne tun würde. 

Ganz konkret: Durch grenzüberschreitende Projekte im Bereich ÖPNV schützen wir das Klima, durch grenzüberschreitende Projekte zur Förderung der Ausbildung stellen wir uns dem demographischen Wandel und schaffen typische Win-Win-Situationen im Dreiländereck.

Welchen Stellenwert hat die Zusammenarbeit mit der Schweiz für Sie?

Ich bin froh, dass sich die Schweiz seit Jahren sehr engagiert an den Interreg-Programmen, die meinen Regierungsbezirk betreffen, beteiligt. Eine sinnvolle Programmumsetzung wäre ohne die Schweiz für mich undenkbar. Das wird im Bereich der Hochschulkooperation und des European Campus besonders deutlich.

Kann die grenzüberschreitende Kooperation aus Ihrer Sicht einen Effekt auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union haben?

Sicherlich! Denn im Kleinen zeigt sich, wo auf Europäischer Ebene mehr Kooperation oder Abstimmung nötig ist. Hier können wir einen wertvollen Input liefern.

In einem Satz: Wie würden Sie die Eigenheiten des Regierungsbezirks Freiburg in Bezug auf die grenzüberschreitende Kooperation zusammenfassen? 

Am Rande von Deutschland, aber in der Mitte Europas!

Herzlichen Dank für das Interview!

Foto: Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Quelle: Regierungspräsidium Freiburg. 

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