Europe
09 mai 2025
75 Jahre europäische Einigung
Am 9. Mai 1950 schlug der französische Aussenminister Robert Schuman in einer Rede vor, dass europäische Länder ihre Kohle- und Stahlproduktion zusammenlegen sollten. Die Verhandlungen über den Schuman-Plan führten 1951 zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, der ersten supranationalen europäischen Organisation überhaupt und Vorgängerin der heutigen Europäischen Union.
Der Staatsmann Robert Schuman, Rechtsanwalt und französischer Aussenminister (1948–1952), gilt als einer der Gründerväter der europäischen Einigung. Geprägt wurde der in Luxemburg geborene Schuman durch seine Jugendjahre, die er in der deutsch-französischen Grenzregion verbrachte. Trotz – oder vielleicht als Folge – seiner Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland erkannte er, dass nur eine langfristige Aussöhnung mit Deutschland die Grundlage für ein geeintes Europa bilden kann. In Zusammenarbeit mit Jean Monnet entwickelte er den international anerkannten Schuman-Plan, den er am 9. Mai 1950 ankündigte, dem Tag, der heute als Geburtsstunde der Europäischen Union (EU) gilt.
Schumann schlug eine gemeinsame Kontrolle der Produktion von Kohle und Stahl vor, den wichtigsten Grundstoffen für die Rüstungsindustrie. Der Gedanke dahinter war, dass es nur über die Kontrolle der Kohle- und Stahlproduktion möglich sei, einen neuen Krieg zu verhindern. Schuman informierte den deutschen Kanzler Adenauer über seinen Plan. Dieser erkannte sofort die Möglichkeit, ein friedvolles Europa zu schaffen, und stimmte dem Plan zu. Kurze Zeit später reagierten auch die Regierungen Italiens, Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande. Im April 1951 unterzeichneten die sechs Staaten in Paris den Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). Somit begann die europäische Einigung als Friedensinitiative.
Der Schuman-Plan war ein Wendepunkt in der Geschichte Europas. In der Erklärung wurden Ideen und Konzepte formuliert, die auch in die nachfolgenden europäischen Verträge aufgenommen wurden, beginnend mit dem Pariser Vertrag zur Gründung der EGKS 1951 bis hin zum letzten Vertrag von Lissabon im Jahr 2007. Im Wesentlichen enthält die Erklärung nicht nur grundsätzliche Ziele wie das Streben nach Frieden, das Überwinden nationaler Rivalitäten und die Verwirklichung gegenseitiger Solidarität, sondern sie entwirft auch die Vorgehensweise zur Verwirklichung einer engeren Integration der Mitgliedsländer gemäss föderalistischer Prinzipien.
Zur Erklärung von Robert Schuman
Foto: Am 9. Mai 1950 präsentierte der französische Aussenminister Robert Schuman erstmals öffentlich seine Ideen, die später zur Gründung der Europäischen Union führen sollten. Fotoquelle: Europäische Union