News Regio-Standpunkt

08.04.2016 / Regio-Standpunkt Nr. 04

Keine "Festung Europa" am Oberrhein

Dr. Manuel Friesecke, Geschäftsführer Regio Basiliensis, zur aktuellen Debatte über Grenzen in Europa

Unsere trinationale Region am Schnittpunkt dreier Nationen ist wie keine andere auf den reibungslosen „kleinen Grenzverkehr“ angewiesen. Die enge grenzüberschreitende Verflechtung unserer Region spiegelt sich in den grossen Pendlerströmen (allein fast 100'000 Grenzgängerinnen und Grenzgänger in der Regio am Oberrhein), aber auch in grenzüberschreitenden wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen über die Grenzen hinweg wider. 
 
Staatsgrenzen wird selbst in dem sogenannten „Europa ohne Grenzen“ eine sehr hohe Bedeutung zugesprochen. Es gibt viele verschiedene Arten von Grenzen: geografische und kulturelle Grenzen zwischen Ländern, Städten und Landesteilen sowie soziale, sprachliche und ethnische Grenzen innerhalb der Gesellschaften. Was sind Grenzen? Dies ist eine einfache Frage, die schwer zu beantworten ist. Grenzen definieren ein Gebiet und sie grenzen ein Gebiet von einem anderen ab. Ohne Zweifel sind es die Staatsgrenzen, an die primär beim Wort "Grenze" gedacht wird, doch dies deckt den Begriff nicht ab. Hervorzuheben bleibt, dass Grenzen stets ein Konstrukt sind. Dies zeigt sich im Falle staatsrechtlicher Grenzen im Rahmen historischer Entwicklungen im Zusammenwirken mit daraus folgenden politischen Entscheidungen und schliesslich juristischer Festlegung.
 
Aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Pakistan sowie Nordafrika fliehen die Menschen seit vielen Monaten und Jahren vor Bürgerkrieg und Terror. In der politischen Diskussion kursieren derzeit Vorschläge, "eine Festung Europa zu bauen" oder ein "europäisches Grenzmanagement", das "geordnete Einreisekontrollen" ermöglichen soll. Auf keinen Fall dürfen solche Überlegungen zu einem Rückschritt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit am Oberrhein führen. Im Gegenteil unsere Region kann als Vorbild für nachhaltige Integration in Grenzräumen dienen.
 
Die BBC widmet sich in einer Sendung "The Global Philosopher" dem Thema Grenzen aus globaler Perspektive: "Should national borders matter?" Und wenn ja: "Why?". Via Videowand zugeschaltet werden Menschen aus über 30 Ländern, die das jeweilige Thema diskutieren. Die Sendung ist sehr empfehlenswert und ist online verfügbar unter:
 
 

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